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Die archäologischen Unterwasseruntersuchungen von Relikten der westlichen Brücke, so genannte Posener Brücke (Rybitwy-Ostrów Lednicki, Fst. 3а), wurden im Jahre 1999, nach einige Jahre dauernder Pause, wiederaufgenommen. Diese Untersuchungen führte die Abteilung für Unterwasserarchäologie des Instituts für Archäologie der Mikołaj Kopernik - Universität in Toruń im Rahmen eines langfristigen Programms für Untersuchungen der Wasserverkehrsanlagen auf den Westslawischen Gebieten im Mittelalter durch. Diese Untersuchungen umfassten das Forschungsthema: frühmittelalterliche Brücke an Ostrów Lednicki – Brücken des Posener Trakts. Die direkte Ursache von Wiederaufnahme der Untersuchungen war aber der auf das Jahr 2000 fallende Jahrestag des Aktes von Gnesen. Die Unterwasserunlersuchungen bei der westlichen Brücke waren in den Jahren 1999-2002, im Rahmen von einigen Aktionen, vor allem in Sommermonaten durchgeführt und dauerten insgesamt 138 Tage. Die Unlersuchungsarbeiten im besprochenen Zeitraum charakterisierte große Verschiedenheit sowohl in Hinsicht auf ihren Gegenstand als auch auf ihren Umfang. Ihr Hauptziel war die Unterwasserexploration der Grundschichten und Freilegung von Relikten der Brückenkonstruktion sowie die Inventarisierung der Brücke im Bereich des westlichen Ufers von Ostrów Lednicki. Diese Aufgabe wurde durch Bestimmung auf dem Seegrund der Sektionen im Rahmen der Streifen, die die Untersuchungsgrundlage (Netz) bildeten, realisiert. Im Jahre 1988 wurden die Unterwasseruntersuchungen im Streifen IV ( 12-16 m vom Inselufer) beendet. Man hat beschlossen, die Arbeit in diesem Gebiet fortzusetzen, und nämlich die Untersuchungen in den Streifen IIII und II durchzuführen. Dabei sollte man sich von der Stelle, an der die früheren Untersuchungen beendet waren, zum Inselufer verschieben, wo man die Freilegung von Überresten der Brückenkopfkonstruktion erwartete. Die Untersuchungen im Jahr 1999 wurden mit Bestimmung des Streifens 111 (8-12 m) begonnen. Dazu wurden zwei alten Fachwerke mit Abmessungen je 4 x 8 m mit Innenaufteilung in zwei Sektionen eingesetzt. Der Bereich dieser Fachwerke umfasste die Sektionen 1,2,3 und 4. Die Relikte der Brückenkonstruktion, in Form von 23 Pfählen, wurden entsprechend in den Sektionen: 2-4 Pfähle, 3-9 Pfähle und 4-10 Pfähle freigelegt. Im Jahr 2000 wurde die Exploration von zwei Sektionen außerhalb der Brückenrelikte, in den Streifen V und VI, auf dem Gebiet der Sektion „0“ aufgenommen. Dort sind die horizontalen Konstruktionselemente, darin die Schindel des Brückenfahrdamms (Abb. 3) gefunden. In den Jahren 2001-2002 wurden die Untersuchungsarbeiten im Streifen II (4-8 m) geführt, der analogisch wie der frühere bestimmt wurde. Den Untersuchungen unterlagen dort die Sektionen 2, 3 und 4, was ein Erfolg der Freilegungen in früheren Jahren im Streifen III war. Die Konstruktionsüberreste wurden aber nur in den Sektionen: 3-10 Pfähle und 4-12 Pfähle freigelegt. Neben dem grundsätzlichen Untersuchungsprogramm, d.h. Exploration und Inventarisierung von Relikten der Posener Brücke, führte man in allen Kampagnen die Unterwasser-Planuntersuchungen das westliche Inselufer entlang. Zur Bestimmung des Alters von Bäumen, die zum Bau der Brücken von Lednica verwendet wurden und zur absoluten Holzdatierung, mit Jahresgenauigkeit, mittels der dendrochronologischen Analyse wurden die Proben aus den Pfahlüberresten entnommen. Unter dem Wasser, auf dem Grund, sind die oberen Pfahlteile ausgeschnitten und auf der Oberfläche entsprechende Untersuchungspflaster vorbereitet. Für die Posener Brücke wurden solche Proben mehrmals entnommen. Im Jahr 1987 wurden 17 Proben aus dem Streifen VIII und im Jahr 1999 30 Proben aus den Streifen IV und V ausgeschnitten. Während der Untersuchungen im Jahr 2002 wurden zur Analyse die Proben aus dem Streifen III, aus Sektionen 2-4 entnommen. In diesem Streifen sind die Pfähle Nr. 76-85 und 89-100, als 22 Proben ausgeschnitten, die sich jetzt in der Erarbeitungsphase befinden. Aus der Posener Brücke wurden für die dendrochronologischen Analysen 69 Proben entnommen, von den 36 Daten erhalten sind, die zwischen 962/963 und 1033 nach Chr. liegen. Dieser Zeitraum ist als Zeit zu anerkennen, in der die Posener Brücke von dem Fallen der Bäume für den Brückenbau bis zum Zeitpunkt seiner Vernichtung existierte. Die Anordnung und Art der Ablagerungsschichten in der Seeuferzone am westlichen Inselufer lass die Erhaltung der senkrechten Grabenwände und Ausführung von Zeichnungen des Nord- und Ostprofils im Streifen II und III (Abb. 8) zu. Es wurden fünf Schichten abgesondert: - Schicht I - Wurzeln von Schilfen, die das Litorale bewachsen, Dichte 42 cm, das 10,6 m weit von der heutigen Uferlinie verschwindet; - Schicht II - graugelbe, stark versandte Ablagerung mit hohem Anteil der Weichtiermuscheln, Dichte 8-12 cm; - Schicht III - graue Schicht mit veränderlichem Versandungsgrad, Dichte 12-44 cm, mit Anteil der organischen Überreste (dicker Detritus) mit zahlreichen archäologischen Artefakten; - Schicht IV - brauner Torf, Dichte 78-86 cm, mit hohem Anteil des dicken Detritus und mit großen Späne- und Holzfragmenten, die die Überreste nach der Bearbeitung der Brücke während deren Baus oder der laufenden Reparaturen sind. Im tieferen Seeteil verschwindet diese Schicht und übergeht in eine Schicht mit Konsistenz des mittelgroßkörnigen Sands; - Schicht V - der Geschiebelehm mit graublauer Farbe, die der ursprüngliche Grund des Sees ist. Aus den Schichten II—V wurden Proben entnommen und zur palinologischcn, biologischen und morphologischen Analysen zwecks Festlegung ihres naturwissenschaftlichen Gehalts übergeben. Sowohl während der Exploration als auch der freien Penetrationen wurden viele Funde freigelegt, die zu verschiedenen Kategorien gezählt werden. Die Funde sind in 9 Gruppen geteilt: Militaria, Reitausrüstung, Kleidungsteile, landwirtschaftliche Werkzeuge, Fischerwerkzeuge und -geräte, Zimmerwerkzeuge, wirtschaftliche Werkzeuge und Gegenstände, Haushaltsgegenstande und Holzgegenstände mit verschiedener Bestimmung. Die größte Sammlung (22,9%) bilden die Beile verschiedener Art, mit völlig oder teilweise erhaltenen Beilstielen. Die zweitreichste Gruppe von freigelegten Funden (15,9%) bilden die Lanzenspitzen. Viele von ihnen haben unter der Korrosionsschicht die Verzierungen und silberne Inkrustationen (Abb. 9). In manchen Fällen haben sich die Lanzenschaften erhalten. Die übrigen Gegenstande traten vereinzelt oder in Gruppen, je einige Gegenstande auf. Ein Unikatfund scheint das aus eisernen Ketten ausgeführte Panzerhemd (Abb. 10) zu sein, das sich wahrscheinlich im ganzen erhalten hatte. Bemerkenswert sind die Haushaltsgegenstande, von den sich die hölzernen Schöpfkellen mit Griffen, die in Form von Tierköpfchen stilisiert sind, auszeichnen. Ein seltener Fund sind auch zwei Geweihbehälter - ein von ihnen reich ornamentiert und mit erhaltenem Verschluss. Zu dieser Gruppe werden auch die bronzenen Waagschalen mit einem Satz von Gewichten mit verschiedenen Waagnominalen gezählt (Abb. 12). Der Keramikkomplex aus der westlichen Brücke entspricht chronologisch den Funden dieses Typs, die während der Untersuchungen der Gniezno Brücke gefunden sind und liegt in allgemeinen chronologischen Rahmen zwischen der 2. Hälfte des 10. und der 1. Hälfte des 11. Jh.. Die Unterwasserausgrabungen sowie die freien Penetrationen haben insgesamt 2164 Tierknochenfragmente und 1 Fragment des menschlichen Schädelknochens gebracht. Unter den Tierknochen bildeten den größten Teil die Überreste der Zucht- und Haustiere, wie: Vieh, Pferd, Ziege/Schaf, Schwein, Widder, Hund und Katze. Viele Fragmente wurden als Knochen der Wildtiere, u.a. des Wildschweins, des Hirsch, des Elentiers, des Rehs und der Vogel gekennzeichnet. In den nächsten Jahren werden die weiteren Untersuchungen von Relikten der westlichen Brücke zwecks deren vollständigerer Prüfung und Rekonstruktion vorgesehen.