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Unter den Grabbeigaben der frühmittelalterlichen Skelettgräberfelder treten Tongefäße auf. In der bisherigen archäologischen Literatur wird allgemein angenommen, daß diese Gefäße Lebensmittel enthielten. Gleichzeitig ist man dessen bewußt, daß dieses Problem, ohne chemischen Analysen, rein theoretisch bleibt. Das Legen der Gefäße in die Gräber wird als festgewurzelter Gebrauch heidnischer Religion betrachtet. Die Analyse des Natrium- und Kaliumgehalts in den Gefäßen der Lausitzer Kultur hat uns zur Durchführung von ähnlichen Prüfungen angeregt. Den Untersuchungen wurde der Inhalt beider Gefäße aus den auf dem Skelettgräberfeld in Dziekanowice, Fst. 22, Gem. Łubowo, Woj. Poznań freigelegten Gräber (Abb. l - 4) unterzogen. Die entnommenen Bodenproben wurden auf den Gehalt von Elementen, die für die Biosphäre charakteristisch sind, wie Natrium, Kalium, Eisen, Mangan und Kupfer, geprüft. Gezählt zur Gruppe biophiler Elemente nehmen sie am Bau der lebenden Organismen teil. Die Prüfungen wurden mit Anwendung der Methode der Atomabsorbtionsspektrometrie durchgeführt. Jede Probe (getrennt von dem Inneren des Gefäßes, in seiner Nähe und unter dem Gefäß entnommen) wurde in fünf verschiedene Portionen geteilt, die einer getrennten Analyse unterlagen. Der Natrium- und Kaliumgehalt in anorganischer Materie ist ähnlich, in den organischen Geweben dagegen ist der Kaliumgehalt ca. zweimal höher als der Natriumgehalt. Entsprechendes Verhältnis des Kaliumgehalts zum Natriumgehalt (K/Na) in der Probe kann auf die Anwesenheit von Substanzen mit tierischer Herfunft hinweisen. In den vom Gefäßinneren entnommenen Proben ist der Kaliumgehalt fast dreimal höher als der Natriumgehalt (Tabelle I und II — Proben: 11/92, 8a/93, 8b/93 — stammen von dem Gefäßinneren). Wesentliche Unterschiede wurden auch beim Kupfer festgestellt. Es kommt in allen Tiergeweben vor. Manche von ihnen (z.B. Leber) kennzeichnet eine Tendenz zur Ansammlung dieses Elementes. Außerordentlich hohe Kupfergehalte (Tabelle II — Proben aus dem Gefäßinneren — 8a/93, 8b/93 sind einige zehnmal größer als die Proben aus äußeren Schichten — Proben 7/93 und 9/93) und können, in Verbindung mit dem Parameterwert K/Na, auf die primäre Anwesenheit des Materials mit tierischer Herkunft innerhalb des geprüften Gefäßes hinweisen. Die Ergebnisse des Mangan- und Eisengehaltes weisen keine wesentliche Unterschiede auf und sind in unserem Fall unbrauchbar. Der dargestellte Versuch der Ausnutzung chemischer Analysen gibt uns Möglichkeit, die für die Archäologie bisher unbeobachtbaren Ereignisse abzulesen. Das Auftreten biophiler Elemente in den Grabgefäßen weist auf die Anwesenheit von weichen, tierischen Teilen in den Gefäßen hin. Das Unterbringen ausgewählter Organe in die Gräber läßt zu, sie mit dem Gebrauch, Opfer zu bringen, zu verbinden.