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Die in Polen und in Deutschland umgesetzte Geschichtspolitik wurde in den letzten Jahren zu einer der Konfliktquellen in den bilateralen Beziehungen; dabei hat die Tatsache, dass die Diskussion über die verschiedenen Interpretationen im wesentlichen durch Massenmedien geführt wurde, eine vertiefte Analyse derer Inhalte nicht erleichtert. Doch die Fragen über die Erinnerung und die Erinnerungskultur wurden auch zum Impuls für die Intensivierung der Zusammenarbeit und des wissenschaftlichen Diskurses der Historiker und Politikwissenschaftler in diesem Bereich. In Polen ist die Geschichtspolitik ein relativ neues Feld der Staatsaktivität, und im Falle der Bundesrepublik Deutschland änderte sie sich in ihrer Funktion und Prioritäten samt den aufeinander folgenden Phasen der Staats- und Gesellschaftsentwicklung, wobei die wesentlichsten Änderungen in den 60-er und 80-er Jahren und nach der Wiedervereinigung stattfanden. Es gibt hier also verschiedene Traditionen, verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten, verschieden sind auch in der ersten Linie die innenpolitischen Ziele der Geschichtspolitik. Da aber in der polnischen Politik der letzten Jahre eine wesentliche Rolle die Entgegenstellung einem konkreten Aspekt der aktuellen deutschen Politik spielte – und zwar die Frage der Zwangsaussiedlungen und deren nachhaltiger Andacht in Form des Projekts des Bundes der Vertriebenen – Zentrums gegen Vertreibungen – und des „Sichtbaren Zeichens“ an der Regierungsebene – wird in diesem Beitrag die Stellungnahme gegenüber den Positionen beider Regierungen in dieser Diskussion vorgestellt, als auch eine Überlegung, ob und welche Änderungen in den letzten Jahren stattgefunden haben.Die Geschichtspolitik, trotz derer in vielen Ländern von den Politikern und Wissenschaftlern geforderten Europäisierung, verbleibt weiterhin eine nationale, in regionalen oder lokalen Rahmen umgesetzte Politik, die vor allem aus staatlichen Initiativen besteht, die eine Monumentalisierung der Geschichte darstellen, wobei eine besondere Intensivierung der geschichtspolitischen Handlungen mit verschiedenen feierlichen Jahrestagen verbunden ist. Verschiedenheiten in der Darstellung der Tatsachen sind dabei unvermeidbar, da auch der Begriff der Europäisierung selbst den nationalen Interpretationen unterlegen ist, insbesondere angesichts der Andenken an den 2. Weltkrieg. Eine Alternative bleiben daher die eigenen historischen Projekte oder die mit den Partnern aus dem anderen Land angestifteten Initiativen, wie zum Beispiel die „Deutsch-polnischen Erinnerungsorte“; und für das zukünftige Museum von Krieg und Frieden sollten neben den Deutschen auch andere europäische Partner gewonnen werden, um dessen wirklich internationalen Charakter zu untermauern.