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2018 | 4 (25) | 9-34

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Glückende Erfahrung im Spiel – Johan Huizingas „Homo Ludens“ zwischen Weisheit und Torheit

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Playing as experience of happiness – Johan Huizinga’s „Homo Ludens“ between wisdom and folly

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Der niederländische Historiker Jan Huizinga veröffentlichte vor 80 Jahren das Buch "Homo Ludens". Dessen Grundthese lautete, dass die menschliche Kultur dadurch verständlich wird, dass in allen ihren Bereichen der Gedanke des Spiels und des Spielens ein zentrales Moment darstellt. Die Spielwelt ist eine Welt des Als-ob, eine Welt der Phantasie, der freiwilligen Vortäuschung, der Vorstellungskraft, des strategischen Denkens, des Handelns und der Kommunikation, nicht frei von Risiko, doch in Erwartung von Erfolg und Glück, an deren Stelle allerdings auch Momente der Enttäuschung und der Ernüchterung treten können. Die Spielkultur ist jedoch vielfältig, oft hat sie eine Nähe zum Witz. Witze vermögen auf spielerische Art unsere Verdrängungen aufzudecken. Sie sprechen das aus, was wir im Alltag als Bloßstellung fürchten, doch als Witz erlaubt ist – wie uns dies die Psychoanalyse erklärt. Das Internet vermittelt heute eine unvorstellbare Vielfalt an Spielmöglichkeiten, die Menschen per Computer, Handy oder Spielkonsole nutzen können. In Anbetracht dessen scheint das Kinderspiel immer wertloser, langweiliger, veraltet in seiner traditionellen Bedeutung zu werden. Aber diese Ansicht ist nicht ganz richtig. Noch immer ist das Spiel wichtig für Kinder im Vorschulalter, noch immer sind es klassische Spiele im Sport, auch in der Schule und in der Freizeit. Auch in der modernen Gesellschaft mit ihren Rollenzwängen existieren viele Nischen der Handlungsfreiheit, die zum Spielen einladen. Mein Beitrag versucht, die Paradoxien des Spiels vor dem Hintergrund der Paradoxien des modernen Lebens betrachten.
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The world of play is a world of its own, a world as-if, a world of phantasy, voluntary pretense, imagination, strategic thinking, acting, with moments of communication and risk, success and happiness, as well as moments of and disenchantment can happen: Such is life! It is not easy to give an inspiring lecture about „play“ today. First of all, the subject is well-known. At the first glance it is diffcult to say about play anything more than previous authors ever have said about play. As an anthropological variable the pattern of play behaviour has been rather static for thousands of years. However the culture of play has been multifarious. Every time has its jokes. Psychoanalysis can explain the close relation between play and joke. Today internet conveys an unimaginable variation of play facilities people may use by computer, mobile, or game console. It seems, in view of this, children’s play has become more and more valueless, boring, outdated in its traditional meaning. But this view is not quite correct. Still is play important for children of the preschool age, still are classic games played in sports, also in schools and in leisure time. There exist many niches for play also in modern society. This makes sense if we consider the paradoxes of play against the background of the paradoxes of modern life.

Contributors

author
  • Technische Universität Braunschweig

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