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2020 | 37 | 87-106

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„Ostarbeiterinvasion“ und „phantastische Mortalität.“ Die Tötung kranker ausländischer Zwangsarbeiter in der Heil- und Pflegeanstalt Pfafferode 1944–1945

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“Eastern Workers Invasion” and “Fantastic Mortality”: The Killing of Sick Foreign Forced Laborers in the Pfafferode Sanatorium from 1944 to 1945

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Was tun mit arbeitsunfähigen Zwangsarbeitern? Die Lösungen, die dafür gefunden wurden, reichten von der Betreuung durch Werks-, Lager- oder niedergelassene Ärzte über Krankenstuben, spezielle Ausländerkrankenhäuser bis hin zur Abschiebung „in ihre Heimat“, wobei ungewiss war, ob sie jemals zu Hause ankamen. Im Verlauf des Krieges radikalisierte sich der Umgang mit ihnen. Spätestens 1944 sollten „geisteskranke Ostarbeiter und Polen“ in Heil- und Pflegeanstalten eingeliefert werden, wo über ihr weiteres Schicksal entschieden werden sollte. Dies wurde teilweise als Freibrief für Morde auch an tuberkulösen Ausländern genutzt. Die Anstalt Pfafferode im heutigen Thüringen war ab September 1944 „Sammelstelle“ für die Länder Thüringen-Land und Provinz Sachsen, Anhalt. An ihrem Beispiel wird dargestellt, wie auch osteuropäische Zwangsarbeiter Opfer der dortigen Krankenmorde wurden. Detaillierte Aussagen des Personals belegen den Umgang mit Patienten auf den von Direktor Theodor Steinmeyer persönlich betreuten Stationen 17 und 18, auf denen auffallend viele Patienten ums Leben kamen.
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What to do with incapacitated forced laborers in Nazi Germany? The solutions ranged from care by factory, camp or resident doctors, through hospitals, and special foreign hospitals to deportation “to their home country,” although it was uncertain whether they would ever get home. The methods of dealing with them deteriorated throughout the course of the war. By 1944 at the latest, “mentally ill Eastern workers and Poles” were to be admitted to sanatoriums and nursing homes, where their future fate was to be decided. This was partly used as license for murdering tuberculous-infected foreigners. The Pfafferode asylum in today's Thuringia was from September 1944 a “collection point” for the states of Thuringia and the provinces of Saxony and Anhalt. This example shows how Eastern European forced laborers were also victims of murder. Detailed statements by the staff attest to the handling of patients on wards 17 and 18, personally supervised by Director Theodor Steinmeyer, where a striking number of patients died.

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