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1997 | 67 | 351-381

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Z historii Kościoła katolickiego w ZSRR (1819-1939)

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Zur Geschichte der katholischen Kirche in der UdSSR (1918-1939)

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In der ersten Zeit nach der bolschewistischen Revolution war die Hierarchie der katholischen Kirche bemüht, für sie einen modus vivendi in Sowjetrußland zu finden. Dies sollte sich jedoch bald als unmöglich erweisen, denn die Regierung der UdSSR war bestrebt, die Kirche allmählich und schließlich völlig zu liquidieren. Diesem Ziel diente die bereits 1918 eingeführte und danach weiter ergänzte, gut durchdachte religionsfeindliche Gesetzgebung. Der gesamte kirchliche Besitz wurde verstaatlicht und vom Staat übernommen. Die Mietung der Kirchen vom Staat war nur nach vorheriger Registrierung der religiösen Gemeinden möglich, die die Gläubigen zu bilden gezwungen waren. Die Geistlichen aller Konfessionen wurden ihrer Rechte beraubt, die religiösen Gemeinden zu leiten. Sie konnten von ihnen lediglich zum Abhalten von Gottesdiensten angestellt werden. In den Jahren 1922-1923 konfiszierten die Behörden alle wertvollen kirchlichen Gerätschaften, angeblich zu dem Zweck, sie zur Unterstützung der hungernden Bevölkerung in Rußland zu bestimmen, in Wirklichkeit jedoch, um die Gotteshäuser aller Konfessionen zu plündern. Der Vorschlag von Papst Pius XI. vom 18. Mai 1922, die Kostbarkeiten aus den katholischen Kirchen zu einem beliebigen Preis zurückzukaufen, wurde ignoriert. Auf dem Hintergrund des bei den Beschlagnahmeaktionen geleisteten Widerstandes und der Nichtrespektierung des Verbots des Religionsunterrichts für Kinder und Jugendliche fand im März 1923 in Moskau ein Prozeß gegen 14 der konterrevolutionären Tätigkeit beschuldigte Priester mit Erzbischof J. Cieplak an der Spitze statt. Es wurden zwei Todesurteile gefällt (J. Cieplak und K. Budkiewicz), von denen eines sofort vollstreckt wurde (K. Budkiewicz). Dieser Prozeß führte zur Liquidierung der Hierarchie der katholischen Kirche in Polen. Da die Kirche infolge der bolschewistischen Revolution die Mehrheit ihrer Geistlichen verloren hatte, wurde dreimal versucht, konspirative Priesterseminare zu gründen. Diese Versuche endeten mit der Verhaftung und der Verurteilung der Seminaristen und Lehrkäfte zu einigen Jahren Arbeitslager. Nur ganz wenige Alumnen aus dem Gebiet der Ukraine (Polen und Deutsche) konnten die konspirative Priesterweihe erhalten. Bald wurden sie alle verhaftet. Trotz aller immer drastischer werdenden Einschränkungen des religiösen Lebens (Verhaftung Geistlicher und religiös aktiver Laien, Schließung der Kirchen, Repressionen wegen religiöser Praktiken) waren sowohl die noch auf ihrem Posten verbliebenen Geistlichen als auch die Gläubigen aufopferungsvoll bemüht, das religiöse Leben unter den bestehenden Bedingungen aufrechtzuerhalten. Schnell entstand eine Doppelströmung: ein offenes und ein geheimes religiöses Leben. Letzteres wurde unter den Bedingungen wachsenden religionsfeindlichen Druckes und zunehmender Einschüchterung immer wichtiger. Die politische Polizei war natürlich sehr daran interessiert, auch dort ihre Spitzel einzuschleusen, um diese Strömung besser liquidieren zu können. Eine außerordnentlich wichtige Rolle spielten die auf dem Territorium der gesamten UdSSR im Untergrund wirkenden Gruppen des sog. Lebendigen Rosenkranzes, die unter konspirativen Bedingungen regel-mäßig zum gemeinsamen Gebet zusammenkamen. Dies war gleichzeitig die einzige Form sozialer Verbundenheit in der von den Behörden durch Terror rücksichtslos atomisierten Gesellschaft. Gegen Ende der dreißiger Jahre standen die Familien der mit allen Mitteln durchgeführten Atheisierung der Kinder und Jugendlieben in und außerhalb der Schule machtlos gegenüber. Selbst der religiöse Unterricht zu Hause wurde 1938 streng verboten. Um ihn aufzudecken, benutzen die Schulen raffinierte Untersuchungsmethoden zur Befragung der Kinder. Im Falle der Aufdeckung von Übertretungen dieses Verbots wurde die gesamte Familie mit Gefängnis bzw. Verbannung nach Sibirien bestraft. Von den Anfang der zwanziger Jahre in der ganzen UdSSR existierenden über 1200 Kirchen und Kapellen waren 1938 nur noch zwei übriggeblieben: in Moskau und in Leningrad. Das religiöse Leben der Katholiken war völlig in den Untergrund gegangen. In hohem Maße betraf dies auch die orthodoxe Kirche (die orthodoxe Kirche im Untergrund) und die anderen Konfessionen.

Keywords

Year

Volume

67

Pages

351-381

Physical description

Dates

published
2020-04-15

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YADDA identifier

bwmeta1.element.ojs-doi-10_31743_abmk_8742
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