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Der vorliegende Beitrag untersucht die Kriegsreden Adolf Hitlers und die Hirtenworte dreier maßgeblicher Vertreter des deutschen Episkopats während des Zweiten Weltkriegs jeweils unter dem Aspekt der religiösen Deutung des Krieges. Bereits in seiner frühen Programmschrift Mein Kampf hat Hitler eine rassistisch fundierte, (pseudo-)religiöse Weltanschauung entfaltet, die er seiner Deutung und Rechtfertigung des Krieges in seinen Kriegsreden zugrunde legte. Dabei griff er auf Vorstellungsmuster und Deutungskategorien aus der abendländisch-christlichen Religionsgeschichte zurück, anhand derer auch die deutschen Bischöfe in ihrer pastoralen Sorge um das deutsche Volk und die deutschen Soldaten die vielfältigen Herausforderungen des Krieges zu deuten suchten. Zwar erfolgte die religiöse Deutung des Krieges durch Hitler einerseits und die deutschen Bischöfe andererseits vor einem völlig verschiedenen weltanschaulichen Hintergrund. Die Tatsache jedoch, dass sowohl Hitler als auch die deutschen Bischöfe vielfach dasselbe religiöse Vokabular verwendeten, machte den deutschen Katholiken eine Unterscheidung der Geister alles andere als leicht. Weil auch die Predigten des damaligen Bischofs von Breslau, Adolf Kardinal Bertram, in die Untersuchung einbezogen werden, stellt die Studie einen Beitrag zur jüngeren Diözesangeschichte des Erzbistums Breslau dar.