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Der Name Kalisia der im geographischen Werk des Claudius Ptolemäus aus Alexandria auftaucht, wurde bis in letzter Zeit allgemein mit dem heutigen Kalisz an der Prosna in verbindung gebracht. Diese Zuordnung tritt bereits im 15. Jh. im Werk des polnischen Historikers Jan Dlugosz auf und spielte eine wichtige Rolle für das historische Bewusstsein der Polen, insbesondere für die Bewohner von Kalisz, das mit über 1800 Jahren als die älteste polnische Stadt angesehen wird. Diese Tradition ist jedoch unhaltbar geworden. Kalisia gehört zu den 94 „Städten“ - poleis -welche (mitsamt geographischer Koordinaten) in der Beschreibung der „Germania Magna“ aufgezählt werden, angeordnet in vier latitudinale Streifen (klima), vom Rhein in Richtung Weichsel. Die Informationen über die Koordinaten von Städten, die weit vor den Grenzen des Römischen Imperiums zwischen der mittleren Donau und der Ostsee lagen, konnten nicht von reisenden Händlern oder auch Soldaten gesammelt worden sein. Die Heere wie auch die Händler Roms drangen von Süden in diese Gebiete und bewegten sich vom Ufer der Donau aus nach Norden, in Richtung Ostsee. Die durchgehende Linie der „Städte“ von West nach Ost hingegen hätte sehr komplizierte Berechnungen der geographischen Koordinaten erfordert. Insofern ist diesen Angaben wenig vertrauen zu schenken. Eine unmittelbare Umrechnung der geographischen Länge und Breite von Kalisia hätte eine Lokalisierung weit im Osten, in der Gegend des heutigen Pinsk zur Folge. Dies hängt im Übrigen damit zusammen, dass die von Ptolemäus verwendeten Längengrade um etwa V5 kleiner waren, als die heutigen. Es wurden versuche unternommen, die Entfernung Kalisias von den Ufern der Ostsee und der Donau zu berechnen, auf Grundlage der Angaben aus dem Text Ptolemäus’ und einer modernen Landkarte. Hierbei sollten die Proportionen der Wege von Kelamantia an der mittleren Donau nach Kalisia, sowie von Kalisia bis an die Weichselmündung festgelegt werden. Diese Berechnungen zeigen, dass die „Städte“ im zweiten Streifen (klima) stets in einer ähnlichen Entfernung zum „nördlichen Ozean“ und zur mittleren Donau hin lagen. Dies betrifft auch Leukaristos, eine polis die Ptolemäus westlich und etwas südlich von Kalisia lokalisierte. Zwischen ihnen lag nur eine weitere „Stadt“. Wir wissen heute, dass Leukaristos eine griechische Form des in lateinischen Quellen Leugaricio oder Laugaricio geschriebenen Namens ist, welcher mit Sicherheit dem heutigen Trencin in der Slovakei zugeordnet werden kann, einer Stadt am Fluss Vah, in der Luftlinie 130 km und auf dem Landwege 180 km von der Donaugrenze entfernt. Diese Lokalisierung von Leukaristos ist derzeit durch zwei Inschriften belegt. Die erste wurde in einen Felsen in Trencin gemeißelt. Ihr Text kam auf kompliziertem und langwierigem Wege in den wissenschaftlichen Umlaufund wurde erst in den 1920er Jahren zur Identifizierung von Laugaricio mit Leukaristos genutzt. Die zweite Inschrift, die Leugaricio nennt, stammt aus Afrika und wurde 1955 publiziert. Beide Texte geben darüber Auskunft, dass im Jahr 179/180 in Laugaritio/Leugaritio eine römische Einheit von 855 Soldaten unter dem Befehl von Marcus Valerius Maximianus überwinterte. Wenn wir Leukaristos mit Trencin gleichsetzen, so sollten wir konsequenterweise auch Ptolemäus’ Kalisia, wie auch andere benachbarte „Städte“ in dieser Region lokalisieren. Ptolemäus stellte eine gewisse Anzahl Siedlungsnamen auf Kommunikationswegen fest, die von der mittleren Donau an die Ostsee führten. Er konnte aber nur einen Teil dieser Namen genau lokalisieren, jene, die näher an den römischen Grenzen lagen. Den Rest platzierte er in den beiden mittleren Streifen der poleis, die latitudinal verliefen. Aller Wahrscheinlichkeit nach entstammten diese Namen Itinerarien, die von Süden nach Norden verliefen. Fragmente dieser longitudinalen Itinerarien wurden der Breite nach angelegt. So wanderten die Orte Leukaristos und Kalisia unweit der Grenze des Imperiums in den weiten Norden. Die Angaben aus der Geographia des Ptolemäus, welche Koordinaten von „Städten“ auf dem Gebiet der Germania Magna betreffen, sind demnach weitgehend unglaubwürdig. Folglich können weder die Koordinaten der poleis, noch die Relation der Entfernungen zwischen ihnen zu Untersuchungen der Siedlungsgebiete oder dem Wegverlauf in diesen Gebieten herangezogen werden. Diese Folgerung kann allerdings nicht verallgemeinert werden. Jede einzelne Information, und genauer auch jede Gruppe von Informationen des Geographen aus Alexandria muss genau verifiziert werden. Die großen Diskussionen um die Lokalisierung von Kalisia und Leukaristos führen uns dies vor Augen. Gleichzeitig kann die Kritik an den Koordinaten der „Städte“ in Germanien nicht auf andere Informationen im Werk des Ptolemäus übertragen werden
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