Thomas von Aquin geht davon aus, dass Gott die erste und einzige Ursache der Wirklichkeit ist, und somit alle Vollkommenheiten der geschaffenen Seienden in Gott auf eminente und vollkommene Weise zu finden sind. Deswegen ist die Weisheit aufgrund der Analogie als Eigenschaft Gottes zu verstehen, und zwar als Wesenseigenschaft. Diese Weisheit besteht in der Erkenntnis, mit der Gott sich selbst erkennt. Die Weisheit bezieht sich auch auf die zweite Person der Trinität, die als das gezeugte Wort die Weisheit des Vaters ist. Betreffs des Schöpfungswerkes ist Gott als Schöpfer nicht nur causa efficiens der Seienden, sondern auch causa exemplaris und causa finalis. Mit der causa exemplaris ist die Weisheit Gottes gemeint.
Thomas geht davon aus, dass die Weisheit, gemäß der aristotelischen Definition, in der Erkenntnis der ersten Ursachen besteht. Nach Thomas ist die Theologie diese Weisheit, weil sie die Erkenntnis (Wissenschaft) über Gott als erste Ursache des ganzen Universums ist und zugleich die Erkenntnis über alles in Bezug auf Gott als ihren Ursprung und Ziel. Angenommen, dass für Thomas die Theologie die Weisheit ist, kann die logische Struktur seines Hauptwerkes Summa theologica anders wie gewöhnlich interpretiert werden und zwar, nicht nach dem neoplatonischen Schema: exitus—reditus, sondern als Realisation des Programms der Theologie als Weisheit.
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