The author examines the origins of ducal rule in Pomerania, finding them in Świętopełk, the son of Mieszko I. He rejects the nineteenth-century concept of the origins liked a duke allegedly baptised by St. Adalbert. He supports the view of those who acknowledge the non-existence of statehood before Mieszko I’s conquest. Pomerania was a region under imperial rule and any criticism of Edward Rymar’s views testifies to an insufficient knowledge of history and law. A debate over the issue will not be productive. Pomerania is a Conradian “heart of darkness”, but the principles of patrimonial monarchy unequivocally settle the most important questions. For a historian of political systems and law, J.M. Piskorski’s dilemma concerning the number of ducal dynasties in Pomerania is totally incomprehensible. Supreme rulers cannot be mixed with some minor magnates. From Mieszko I to Bogusław XIV and Mszczuj II (not forgetting the meanders of the return to power of the latter’s ancestors) the region was ruled by one dynasty. Drawing any legal conclusions (titles) from the information provided by Gallus is a mistake. Creating a history out of some “ipse dux”, for example, in the form of a duke from a competing dynasty, or, worse still, Warcisław I’s alleged father, when Gallus dowa not even mention the name of that “ipse dux”, can lead to the only conclusion that this was a minor figure, which, after all J. Dowiat demonstrated already in 1954. This may even have been Świętobor II’s count palatine, who deposed the ruler, which forced Bolesław III the Wrymouth to intervene. There was just one dynasty.
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Der Autor stellt den Ursprung der herzoglichen Macht in Pommern vor, die er von Suatopolk, Sohn von Mieszko I. ableitet. Er lehnt die aus dem 19. Jahrhundert stammende Idee ihrer Abstammung von einem angeblichen Herzog ab, der angeblich von dem hl. Adalbert getauft wurde. Denn Recht haben diejenigen, die das Nichtbestehen der staatlichen Formen vor der Eroberung durch Mieszko I. anerkennen. Pommern unterlag kaiserlicher Macht, alle Kritik Edward Rymars zeugt von dem Stand des rechtshistorischen Wissens der Gelehrten. Pommern ist Conrads „Kern der Finsternis“, aber die Grundsätze der Struktur der patrimonialen Monarchie entscheiden eindeutig über die wichtigsten Fragen. Für einen Historiker für Verfassung und Recht ist das Dilema von J.M. Piskorski über die Zahl der herzoglichen Dynastien in Pommern völlig unverständlich. Die höhere Macht sollte mit irgendwelchen kleinen Machthabern nicht vermischt werden. Von Mieszko I. bis Boguslaus XIV. und Mestwin II. regierte eine Dynastie. Das Vorbringen irgendwelcher rechtlicher (Titulatur) Schlüsse aus den Informationen des Gallus ist ein Missverständnis. Die Schaffung der Geschichte nach einem „ipse dux” z. B. in Gestalt eines Herzogs einer konkurrierenden Dynastie oder sogar eines angeblichen Vaters des Wartislaw I., wobei Gallus nicht einmal den Vornamen dieses „ipse dux” genannt hat, kann nur zu dem Schluss führen, dass es eine Gestalt vom zweiten Plan gewesen war, was doch schon bei J. Dowiat in 1954 zu sehen war. Es könnte sogar ein Pallatin von Swantibor II. sein, der ihn stürzte, was Bolesław III. Schiefmund zu einer Intervention zwang. Es gab nur eine Dynastie.
In the late medieval Monastic State of the Teutonic Order in Prussia dieners were people who came from knightly families (not infrequently from beyond the territory of Prussia) and were maintained by Teutonic dignitaries and officials (they were provided with accommodation, food, clothes and pay) in exchange for the diplomatic, military-knightly and courtly service (the participation in military actions, the manning of castles, transporting information, the defence of envoys and guests, the examination of the territory occupied by the enemy, the participation in corteges, etc.). In the first half of the 15th century (the available data refers only to this period of time), every high Teutonic official, commander and Vogt had even a few dozens of dieners at their disposal, except extraordinary situations such as the manning of frontier castles in Klaipėda and Dybów. In the whole territory of the Teutonic State in Prussia there might have been about 450–500 dieners at that time. The source analysis conducted here which concerned the castles in Malbork, Świecie, Elbląg and Brandenburg allow us to state that dieners were provided with the accommodation in the buildings situated in the outer wards of the castles. They were given rooms (chambers) exclusively for their use or individual rooms in infirmaries of dieners/servants. As may be inferred from the relatively numerous sources in the Malbork castle they were accommodated on the ground floor in the southern part of the eastern wing of the first internal ward, in the infirmaries next to the Church of St. Lawrence (the southern wing of the first internal ward). In Konigsberg the solution was quite exceptional. Dieners residing there were allowed to have their residential space within the outer wards of the castle (which cannot be proved), but the infirmary where they resided was situated in the territory of the so called wolnizna [Burgfreihei], in the north of the north-east part of the outer ward.
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Im spätmittelalterlichen Staat des Deutschen Ordens in Preußen waren Diener zumeist Personen, die aus Ritterfamilien stammten (häufig auch von außerhalb dieses Territoriums) und die von Gebietigern und Amtsträgern aus dem Orden unterhalten wurden (Unterkunft, Verpflegung, Kleidung, Bezahlung). Dafür waren sie zu diplomatischem, militärisch-ritterlichem und höfischem Dienst verpflichtet (Teilnahme an Kriegshandlungen, Besatzung von Burgen, Übermittlung von Informationen, Schutz von Abgesandten und Gästen, Aufklärung in feindlichem Gebiet, Teilnahme an Gefolgszügen usw.). Insgesamt unterhielt in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts (nur für diesen Zeitraum existieren Quellenangaben) abgesehen von besonderen Anlässen (Besatzung der Grenzburgen in Memel und Dibau) jeder hohe Würdenträger des Ordens, jeder Komtur und Vogt bis zu mehrere Dutzend Diener. Im gesamten Ordensstaat in Preußen könnte es damals schätzungsweise 450–500 von ihnen gegeben haben. Die hier durchgeführten Quellenanalysen zu den Ordenshäusern in Marienburg, Schwetz, Elbing oder Brandenburg lassen den Schluss zu, dass den Dienern Unterkünfte in den Gebäuden der Vorburgen zugewiesen wurden. Dabei handelte es sich um Räumlichkeiten, die ausschließlich für ihre Bedürfnisse bestimmt waren oder auch um gesonderte Innenräume für Diener und Knechte in den Krankentrakten der Burgen. Wie aus den relativ zahlreichen Quellen hervorgeht, waren sie in der Hauptfestung Marienburg im Erdgeschoss im südlichen Teil des Ostflügels der geschlossenen Bebauung der ersten, inneren Vorburg untergebracht, außerdem in den Räumlichkei- ten des Krankentrakts bei der St.-Laurentius-Kirche (südlicher Bereich der zweiten Vorburg) sowie eventuell im „Palast“ der Hochmeister (Westflügel der ersten, inneren Vorburg). Eine recht unkonventionelle Lösung lässt sich für Königsberg ermitteln. Die dort lebenden Diener können natürlich Wohnräume im Bereich der Vorburg der dortigen Festung besessen haben (was sich jedoch nicht beweisen lässt), der für sie bestimmte Krankentrakt befand sich allerdings auf einem abgabefreien Gelände der Burg, etwas nördlich vom nordöstlichen Teil der Vorburg.
Die mittelalterliche Bibliothek der Stiftskirche von Wiślica ist aus der von W. Kętrzyński in „Monumenta Poloniae Historica” veröffentlichten Edition dreier Bibliotheksinventarverzeichnisse bekannt. Unbekannt geblieben sind dagegen die Geschicke der Bibliothek in späterer Zeit sowie der Erhaltungszustand der Handschriften. Den Ausgangspunkt bildeten drei Manuskripte, die sich im Mittelalter in der Bibliothek der Stiftskirche in Wiślica befanden und gegenwärtig in der Nationalbibliothek aufbewahrt werden. Die kodikologische Analyse der Handschriften, vor allem einer von ihnen, die dem Vizepräpositen der Stiftskirche Jakub von Wiślica gehörte, ermöglichte dem Autor eine teilweise Rekonstruktion dieser Bibliothek. Die weitere Suche nach anderen Jakub von Wiślica gehörenden Handschriften lieferte Informationen über andere erhaltene und nichterhaltene Manuskripte. Außerdem wurde versucht, den Erhaltungszustand der Bücher aus der Bibliothek der Stiftskirche zu präsentieren. Dazu wurden die unveröffentlichten Aufzeichnungen von Maria Hornowska herangezogen, die sich vor dem 2. Weltkrieg mit der Beschreibung mittelalterlicher Handschriften aus der Nationalbibliothek befasste. Da die Codizes infolge der Kriegshandlungen zerstört wurden, stellen diese Materialien in Form knapper Beschreibungen oft die einzige Information über die mittelalterlichen Bibliotheken einiger kirchlicher Institutionen in Polen dar. Im Anhang befindet sich das Inventarverzeichnis handschriftlicher Bücher von 1599 aus dem Kopierbuch von Wojciech Chotelski, das in der Seminarbibliothek in Kielce aufbewahrt wird.
Den grundlegenden Kanon religiöser Praktiken (d.h. des gebotenen und von den Bekennern einer bestimmten Religion erwarteten Verhaltens sowie der Weise des Kontaktaufnahme der Gläubigen mit dem Sacrum) fi nden wir in den normativen kirchlichen Akten. Alle wichtigsten erhaltenen normativen Akten der Kirche im mittelalterlichen Polen wurden gedruckt herausgegeben, und sie enthalten auch Informationen über die religiösen Praktiken. Diese Angaben müssen mit den Quellen aus der Praxis verglichen und verifi ziert werden. Die Autorin konzentrierte sich auf solche in großen Mengen vorliegende kirchliche Quellen wie die Gerichts- und Verwaltungsakten aus den mittelalterlichen polnischen Diözesen, d.h. auf die Akten bischöfl icher Gerichte (die vom Offi zial, von Vikar oder vom Diözesanbischof selbst angefertigt wurden) sowie die Protokolle von Sitzungen der Domund Stiftskapitel. Die ältesten erhaltenen Aktenbände stammen vom Beginn des 15. Jahrhunderts. Das sind sehr umfangreiche Quellen – sowohl in inhaltlicher als auch in quantitativer Hinsicht, besonders was Großpolen (Posen) und die Diözese Krakau betrifft. Insgesamt sind aus der Zeit bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts etwa 300 Volumina mit Akten der Bischöfe, Konsistorien und Kapitel erhalten (darunter über 200 Bände mit Konsistorialakten). Bei fast allen handelt es sich um Handschriften; als Ganzes wurde nur (von Wilhelm Rolny) das älteste Buch des Lemberger Konsistoriums veröffentlicht. Der Rest erschien in sog. Selecta nach der subjektiven Auswahl der Herausgeber Bolesław Ulanowski, Jan Ptaśnik und Bolesław Pryzbyszewski (die beiden letzten befassten sich nur mit der Krakauer Diözese). Diese Selecta bilden nur einen kleinen Bruchteil der erhaltenen Kirchenbücher. Sie sind zweifellos – besonders die imponierende Edition von Ulanowski (insgesamt etwa 3500 Druckseiten) – sehr nützlich und stellen manchmal die einzige Spur heute nicht mehr existenter Akten dar. Aber dabei handelt es sich immer nur um eine Auswahl. Zum Studium der Religiosität ist, wie bei anderen Untersuchungen auch, die Nutzung der gesamten Aktenbestände unerlässlich. Das Ziel des vorliegenden Artikels besteht darin, den Forschern die Nutzung dieser Bestände und die Orientation über das bereits veröffentlichte Material zu erleichtern. Die Verfasserin stellt Informationen über alle erhalten gebliebenen Bischofs-, Konsistorial- und Kapitelbücher und über alle Ausgaben dieser Quellen zusammen. Dieses Material ist nach Erzdiözesen und ihren Sukkursdiözesen und dann nach Sachgebieten geordnet. Zuerst werden die erhaltenen Handschriften und danach ihre Druckeditionen angeführt.
Wissenschaftler und Forscher unterstreichen einmütig, dass die benediktinischen Orden, in denen im Mittelalter fast der gesamte Bestand des damaligen Schrifttums konzentriert war, in der Geschichte der polnischen Kultur eine wichtige Rolle gespielt haben. Die Mönche befassten sich nämlich mit dem Kopieren von Büchern in Skriptorien, die das Herz des Klosters bildeten, und betrieben Bibliotheken – Schatzkammern menschlicher Arbeit. Auch aus diesem Grunde bilden sie seit vielen Jahren den Gegenstand des Interesses der Historiker, Kunsthistoriker und Architekturhistoriker. Bei der Behandlung dieser Problematik wurde schon mehrfach festgestellt, dass eine genaue Charakteristik der Bibliotheksbestände nicht möglich ist, weil viele Bände verlorengegangen sind oder sich unerforscht in fremder Hand befi nden. Hilfreich wären Inventarverzeichnisse, aber es ist kein einziges mittelalterliches Verzeichnis von Handschriften polnischer Benediktinerklöster erhalten. Im vorliegenden Artikel wird versucht, die fragmentarischen und oft hypothetischen Geschicke der Bibliotheken polnischer Benediktinerklöster aufzuzeigen. Es ist allgemein bekannt und wird auch in der Schule gelehrt, dass die Bücher an solchen Orten unter besonderer Aufsicht standen und geschützt wurden, oft sogar mit einer Kette am Lesepult befestigt waren, und dass besonders wertvolle Manuskripte ausgewiesen und in den Schatzkammern der Abtei aufbewahrt wurden. Sah die Wirklichkeit anders aus? In vielen Fällen leider ja, denn bis in unsere Zeit sind nur Überreste benediktinischer Bibliotheksbestände erhalten geblieben, die nicht Feuersbrünsten, der Nässe, feindlichen Überfällen oder auch Bibliophilen und Kunstliebhabern zum Opfer gefallen sind.
Die letzten beiden Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts zeichneten sich durch eine Entwicklung der Mediävistik aus, d.h. zahlreicher Untersuchungen zum Thema der Geschichte des Interesses am Mittelalter. In diesem Zusammenhang lohnt es sich, die Geschichte des Musée des Antiquités et Monuments Francais sowie die Silhouette seines Gründers Alexandre Lenoir auf dem Hintergrund des Interesses an der mittelalterlichen Kultur in der zweiten Hälfte des 18. und im 19. Jahrhundert in Frankreich zu erwähnen. Der französische Museologe, Schriftsteller und Archäologe Alexandre Lenoir (1761-1839) gründete 1796 das Musée des Monuments Francais in Paris, in dem er die vor dem revolutionären Vandalismus geretteten Objekte ausstellte. Ein Viertel von ihnen stammten aus der Zeit des Mittelalters. Das war das erste Museum, welches Werke der vorher völlig verkannten mittelalterlichen Kunst ausstellte. Zweifellos hat diese Institution eine bedeutsame Rolle bei der Weckung und Entwicklung des Interesses an der Kultur des Mittelalters und ihrer Erforschung gespielt. Außerdem kam dort zum ersten Mal eine Ausstellung in chronologischer Ordnung zur Anwendung, was damals ein völliges Novum darstellte, deren Autor A. Lenoir selbst war. Im Musée des Monuments Francais wurden ausschließlich Werke der französischen Kunst ausgestellt. In diesem Sinne trug es zur Weckung des national-historischen Bewusstseins in Frankreich bei und bildete einen Gegensatz zum Musée du Louvre, das einen gesamteuropäischen und universalen Charakter besaß. Das Wirken von A. Lenoir und seines Musée des Monuments Francais weckte von Anfang an ein starkes Interesse. Zu seinen Befürwortern gehörten u.a. F. Guizot, G. P. de Barante, A. Thierry, J. Michelet, F. Arago und L. Courajod. Dagegen traten als Gegner u.a. A. Quatremčre de Quincy, F. Chateaubriand, L. P. Deseine und E. Viollet-le-Duc in Erscheinung. Die scharfe Kritik an A. Lenoirs Wirken führte1816 zur Schließung des Musée des Monuments Francais. Obwohl das Musée des Monuments Francais nur 20 Jahre lang existierte, beeinfl usste es die Entwicklung der im 19. Jahrhundert entstehenden Kunstmuseen sowie die Gestalt der Privatsammlungen. Die wichtigste davon war die Kollektion von A. du Sommerand, die 1843 zum Musée des Thermes et de l´Hotel de Cluny umgestaltet wurde (kurz Musée de Cluny genannt), welches als der natürliche Erbe des Museums von A. Lenoir galt.
Mit dem im Dokument von Monachus für den Orden vom Heiligen Grab mit Sitz in Miechów aus dem Jahre 1198 erwähnten Ort Gosciradic ist wahrscheinlich das auf dem östlichen W eichselufer gelegene Gościeradów gemeint. Dies war ein alter Siedlungsort auf der Handelsstraße nach Ruthenien und Litauen. Trotz fehlender Quellen vom 13. Jahrhundert bis zum Jahre 1391 ist es nicht ausgeschlossen, daß Gościeradów zeitweise im Besitz des Ordens vom Heiligen Grab mit Sitz in Miechów war, der dann aus wirtschaftspolitischen Gründen gezwungen waren, Gościeradów zu verkaufen oder gegen einen anderen Ort einzutauschen, der an einer für die Verwaltung des Klosterbesitzes günstigeren Stelle gelegenen war.
Der Artikel behandelt eine Inkunabel aus den Beständen der Universitätsbibliothek der Katholischen Universität Lublin: Plutarchus Historiographus Liber de viris clarissimis: E greco sermone in latinum divisio plurimu[m] interpretationibus virorum illustrium translatus, redigiert von Johannes Campanus (†1477) und gedruckt um 14 72 in Straßburg von Adolf Rusch (t 1489). In dem für Polen grundlegenden Katalog: Incunabula quae in bibliothecis poloniae asservantur, hrsg. von A. Kawecka-Gryczowa, Wroclaw 1970, wird dieses Buch unter der Nr. 1912 als während des 2. Weltkrieges verschollen und nicht wieder aufgefunden erwähnt. In Wirklichkeit befand es sich jedoch die ganze Zeit über in der Universitätsbibliothek der Katholischen Universität Lublin, wo es allerdings irrtümlich als anonymer Druck aus dem 16. Jahrhundert katalogisiert wurde. Die im vor-liegenden Artikel präsentierten Forschungsergebnisse ermöglichten ihre Wiedereingliederung in den wissenschaftlichen Buchverkehr. Dieses Buch ist deshalb so wertvoll, weil es eines der ersten Beispiele für die Anwendung der Antiqua im Druck - in einem von Adolf Rusch entworfenen Letterschnitt - sowie eines der ersten Beispiele für die Edition klassischer Autoren in humanistischer Bearbeitung darstellt. Vom Gesichtspunkt der polnischen Kultur besteht der besondere Wert dieses Werkes darin, daß es dem 1501 verstorbenen Johannes Sommerfeld dem Älteren (auch Aesticampianus genannt) gehörte. In der Inkunabel finden wir seine eigenhändige Unterschrift in zwei Versionen seines Namens. Dieser Professor der Krakauer Akademie war einer der Propagatoren des Humanismus in Polen. Auf den Seiten dieses Werkes befinden sich neben den einzelnen Viten Anmerkungen von seiner Hand, welche davon zeugen, daß ihm dieses Buch in seiner wissenschaftlichen Arbeit eine große Hilfe war. Heute wurde das Buch unter der Signatur XV.265 in den Bestand der Inkunabeln der Universitätsbibliothek der Katholischen Universität Lublin aufgenommen.
Uta von Naumburg, die Gattin des Markgrafen Ekkehard II. von Meißen, lebte wahrscheinlich zwischen 1000 und 1043. In der deutschen Kulturtradition erfreut sie sich einer gewissen Popularität, jedoch nicht als eine historische Gestalt, sondern als Steinfigur im Westchor des Naumburger Domes. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde sie zum Symbol der deutschen Weiblichkeit erhoben und im nationalsozialistischen Sinne mythisiert. Von der Rezeption der Stifterin des Naumburger Domes ausgehend, strebt der vorliegende Beitrag an, am Beispiel des postmodernen historischen Romans von Claudia und Nadja Beinerts Die Herrin der Kathedrale (2013) die De-Mythisierungsstrategie von Utas Figur zu präsentieren. Eine wichtige Rolle wird dabei den mittelalterlichen Weiblichkeits- und Machtvorstellungen zugemessen, die in die postmoderne Narrativik des Vergangenen eingebettet sind.
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Uta von Naumburg, wife of margrave Ekkehard II from Meissen, probably lived from 1000 to 1043 AD. In the German cultural tradition she is not known as a historical figure, but as a stone statue from the Naumburg Cathedral. In the 1930s she became a symbol of German femininity and was made a heroine of the National Socialist myth. Beginning with the historical figure of Uta, this article will show the strategies used to demythologize the founder of the cathedral, based on the postmodern novel Die Herrin der Kathedrale (2013), written by Claudia and Nadja Beinert. The authors present the ways of the deconstruction of the medieval paradigm of femininity with the help of narrative strategies.
This article places into a broader scope of the research over the image of Gdańsk and its inhabitants in chronicles that are carried out by the authoress. It deals with the analysis of the historiographical sources originating from beyond Gdańsk. The majority of chronicles’ excerpts dedicated to Gdańsk deals with its political and trade activity. The authoress is particularly interested in the criteria, put forward by the chroniclers from 15th to 16th c., which decided on Gdańsk’s urban character, or indicated its value as a city and made it worth a visit. It was a period of intense development of this centre. The purpose of the analyses is to, i.a., check whether the contemporary chroniclers observed these changes and how they evaluated them. The issue has not yet been addressed in the literature of the subject. The analyses, referring to Hans Werner-Goetz’s methodology concerning the representations in chronicles (so-called Vorstellungsgeschichte), were carried out on various chronicles, relations and records, i.a. travel records (Gilbert de Lannoy and Mikołaj Wimann), Polish chronicles (Annales by Jan Długosz, chronicles by Bernard Wapowski, Joachim Bielski, Polonia by Marcin Kromer), foreign chronicles Germania by Eneas Silvius Piccolomini, Wandalia by Albert Krantz), or universal chronicles (Cosmographia by Sebastian Münster). The analysis shows that in the first half of the 15th century the contemporaneous authors did not stand out of other towns in the region (Jan Długosz, Gilbert de Lannoy, Eneas Silvius Piccolomini). Their assessment was made while they pondered on the city’s fortifications, geographical location and building material. It was not until the Thirteen Years War (1454–1466) and subsequent expansion of the city that the chronicles of the 16th c. noticed the ongoing change (especially Albrecht Krantz and Sebastian Münster). They described the “civilizational leap” that took place in Gdańsk in short time, namely during the life of one man. In their opinion, the changes were particularly noticeable in the fast pace of replacing wooden buildings with brick ones. The image of Gdańsk in the foreign chronicles does not contain elements of the descriptions of the city characteristic of Gdańsk records, which the authoress analyzed elsewhere – there are no references to specific buildings, streets and squares, that is, the living space of the city’s inhabitants.
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Der Artikel gehört in den größeren Zusammenhang der Forschungen, die die Autorin über das Bild der Stadt Danzig und ihrer Einwohner in der Chronistik angestellt hat. Hier geht es um eine Analyse der historiografischen Überlieferungen, die außerhalb der Stadt Danzig entstanden sind. Die klare Mehrheit der Erwähnungen dieser Stadt in den Chroniken war der Aktivität dieses Zentrums in Politik und Handel gewidmet. Vor allem interessieren die Autorin jedoch die Kriterien, die nach den Chronisten vom 15. bis zum 16. Jahrhundert über den städtischen Charakter von Danzig entschieden, d. h. dass sie dieses Zentrum als eine Stadt bewerteten und es für Neuankömmlinge attraktiv machten. Dennn dieses Zentrum machte zu dieser Zeit eine intensive Entwicklung durch. Die Analysen sollen unter anderem zeigen, ob die Zeitgenossen diese Veränderungen wahrnahmen und wie sie sie bewerteten. Dieses Problem wurde in der Literatur bisher nicht behandelt. Die Autorin bezieht sich in ihren Analysen auf die Methodologie von Hans-Werner Goetz zur Analyse sog. Vorstellungen in der Chronistik (sog. Vorstellungsgeschichte). Analysiert wurden auch verschiedene Gattungen von Chroniken, Berichte und Vermerke. Dabei handelt es sich sowohl um Berichte von Reisen, u. a. von Gilbert de Lannoy und Nikolaus Wimann, um polnische Chroniken, z. B. die Jahrbücher von Jan Długosz, die Chroniken von Bernard Wapowski und Joachim Bielski, die Polonia von Marcin Kromer, um ausländische Chroniken wie die Germania des Enea Silvio Piccolomini oder die Wandalia von Albert Krantz sowie um Weltchroniken, z. B. die Cosmographia von Sebastian Münster. Die inhaltliche Analyse der Chronikberichte zeigt, dass sich nach Ansicht der Zeitgenossen Danzig in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts nicht von anderen Städten in der Region unterschied (Jan Długosz, Gilbert de Lannoy, Piccolomini). Die Urteile bildete man sich bei der Beschreibung von Befestigungen, geografischer Lage und des in der städtischen Bebauung vorherrschenden Baumaterials. Erst der Dreizehnjährige Ktieg (1454–1466) und der darauf folgende Umbau der Stadt führten dazu, dass Chronisten, die im 16. Jahrhundert schrieben, den sich vollziehenden Wandel bemerkten (vor allem Albrecht Krantz und Sebastian Münster). Der „Zivilisationssprung“, der sich in Danzig im Lauf eines Menschenlebens vollzogen hatte, wurde von ihnen bemerkt und beschrieben. Nach ihrer Meinung bestand er in dem schnellen Tempo, in dem die Bebauung aus Holz durch eine aus Stein ersetzt wurde. Das Bild Danzigs in der ausländischen Chronistik enthält nicht die Elemente der Stadtbeschreibung, wie sie in Danziger Aufzeichnungen üblich waren, die die Autorin an anderer Stelle analysiert hat; es fehlt in ihm an Hinweisen auf konkrete Gebäude, Straßen und Plätze, mithin den Lebensraum der Stadtbewohner.
Der Artikel betrifft das Problem der Ikonologie der Miniaturen, die den ersten Teil des des etwa 1140-1150 von Gratianus verfaßten Dekrets schmükken (vollständiger Titel: Concordia Discordantium Canonum). In diesem als "Pars Prima" bezeichneten Teil behandelt Gratianus unter anderem die Frage der gegenseitigen Beziehungen zwischen weltlicher und geistlicher Macht. In Causae II, q. 7 post c. XLI, § 3 unterstreicht er , anknüpfend an einen von Papst Gelasius (t 496) geäußerten Gedanken, die Existenz zweier unabhängiger und gleichrangiger Machtzentren. Sowohl das Regnum als auch das Sacerdotium besitzen einen ihren Aufgaben entsprechenden Macht- und Kompetenzbereich. Ein Ausdruck dieser Idee war die sich auf das Lukasevangelium (22, 35-38) stützende sog. Zwei-Schwerter-Theorie. Gratianus betont jedoch, dass die Kirche die Legitimität des weltlichen Herrschers begründet und diesen kontrolliert (V.XXIV, q. 1, c. XXXIX). Das Verhältnis von Regnum und Sacerdotum wurde von Gratianus recht eindeutig zum Ausdruck gebracht. Dennoch treten in den einzelnen Manuskripten des Dekrets von Gratianus diesbezüglich beträchtliche Unterschiede in der Ikonographie der Miniaturen von Pars Prima auf. Beeinflußt wurden diese Differenzen durch Zeit und Ort der Entstehung der jeweiligen Handschrift und im Zusammenhang damit auch durch die konkrete politische Situation. Wichtig ist auch das konkrete Milieu, in dem das Werk hergestellt oder bestellt wurde. Die den ersten Teil des Dekrets von Gratianus schmückenden Miniaturen unterstrichen entweder die Fülle der päpstlichen Macht - plenitudo potestatis (Exemplmn: Wien, Nationalbibliothek, Ms. 2069, f. 1) oder ein Gleichgewicht zwischen Regnum und Sacerdotum (Exemplum: Biblioteca Apostolica Vaticana, Ms. Lat. 1375, f. 1 ), oder aber die sakrale Stärke der königlichen Herrschaft, die auf die inneren Angelegenheiten der Kirche Einfluß nehmen konnte (Miniaturen aus dem Kreis von Meister Honore; Exemplum: Tours, Bibliotheque Minicipal, Ms. 558, f. 1 ).
Die Bernhardiner kamen 1460 nach Lemberg. Nach der Teilung des Observantenordens im Jahre 1637 wurde das Kloster in Lemberg zur Residenz der Provinziale. Der Vorstand der ruthenischen und danach der galizischen Provinz hielt hier seine Kapitel ab und richtete ein Provinzialarchiv ein. Der Lemberger Konvent wurde 1785 aufgehoben. In der vorliegenden Arbeit wurden die Informationen über die Kanzleien rekonstruiert, die das Archiv des Klosters sowie der Ruthenischen und Galizischen Provinz bildeten, sowie ihre die Jahre 1460-1785 umfassenden Bestände. Die Klosterkanzlei der Bernhardiner in Lemberg existierte von Anfang an (1460). In der Zeit ihres Wirkens produzierte sie Dokumente und ihre Kopialbücher, Chroniken, Mortuologia, Personalbücher und -akten, mit dem Kult und der Seelsorge verbundene Akten, Wirtschaftsbücher und -akten. Zum Schutz der vorhandenen Dokumente übergaben die Bernhardiner sie oft den Kanzleien des Bischofs, des Offizials und der Stadt. Mit der Gründung der ruthenischen Provinz 1637 und später der galizischen im Jahre 1784 entstand eine Provinzialkanzlei und ein Archiv mit Sitz im Bernhardinerkloster in Lemberg. Die Produktion der Kanzlei der ruthenischen und galizischen Provinz kann in hergestellte und angenommene Dokumente, Kopialbücher mit Dokumenten, Akten über stattgefundene Kapitel und Protokolle von den Sitzungen des Provinzialvorstandes, die ihr unterstehenden Klöster betreffende Akten, Rechnungsbücher, Personalakten der Ordensleute, die Korrespondenz der Provinziale und verschiedene Kanzlei- und Archivarbeiten eingeteilt werden. Die Kanzlei stellte verhältnismäßig wenig Dokumente aus, die meisten Dokumente wurden von außerhalb angenommen. Im Sinne des Potsdamer Abkommens über die Repatriierung der polnischen Bevölkerung aus den Ostgebieten Vorkriegspolens verließen die Bernhardiner im Jahre 1946 das Kloster in Lemberg. Schon 1943 begann man damit, die Archivalien des Konvents sowie der ruthenischen und galizischen Provinz im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten aus Lemberg in das Provinzialarchiv der Berhardinerpatres in Krakau zu bringen.
Im Artikel zum Thema der Formulierung transivit per manus in den mittelalterlichen Dokumenten der Gnesener Erzbischöfe stellt die Verfasserin fest, diese Diplome seien arm an Kanzleinotationen. Von den fast 400 gedruckt veröffentlichten Dokumenten besitzen nur etwa 90 Kanzleinotationen. Die meisten Kanzleinotationen stammen aus der zweiten Hälfte des 14. und vom Beginn des 15. Jahrhunderts. Die Formulierung transivit per manus gehörte zu den wichtigsten Kanzleinotationen in den Dokumenten der Gnesener Erzbischöfe und war eng verbunden mit der Organisation der erzbischöflichen Kanzlei im Spätmittelalter.
Ein sehr wichtiges Ereignis mit religiösem und sozio-moralischem Charakter stellten in der altpolnischen Zeit die Taufen dar. Die in den Matrikelbüchern enthaltenen Schilderungen der Prozedur und der mit der Spendung des ersten Sakraments verbundenen Zeremonien liefern einen vorzüglichen Beitrag zum Kennenlernen des täglichen Lebens, der Bräuche, der zwischenmenschlichen und familiären Verhältnisse, der Sozialstruktur der Bewohner von Urzędów sowie ihrer Kontakte mit den umliegenden Dörfern und Städten. Urzędów erhielt als königliche Stadt im Jahre 1405 von König Władysław Jagiełło die Stadtrechte verliehen. Die schon vor 1425 existierende Pfarrei Urzędów gehörte in den besprochenen Jahrhunderten zum Dekanat Urzędów, zum ArchidiakonatZawichost und zur Diözese Kraków. Das Sakrament der Taufe wurde in der Pfarrkirche gespendet, zu völlig zufälligen Zeitpunkten – sowohl am Sonntag als auch an Arbeitstagen. Falls das Leben des neugeborenen Kindes bedroht war, spendeten ihm die Priester auch in der Privatwohnung der Eltern die Taufe – ohne die Anwesenheit von Taufpaten und ohne die gebührende Zeremonie, d.h. die sogenannte Wassertaufe. Nach einiger Zeit fand dann in der Kirche eine diese Nottaufe ergänzende Zeremonie statt. In den dreißiger bis vierziger Jahren des 18. Jahrhunderts bekamen die Kinder zwei und manchmal auch mehr Pateneltern. Massenhaft wurden Geistliche als männliche Taufpaten gewählt, und zwar unabhängig vom ausgeübten Beruf und vom materiellen Status der Eltern des Kindes. Allgemein verbreitet war es auch, möglichst wohlhabende Bürger als Taufpaten auszuwählen, z.B. Beamte und Vertreter der Zünfte. Eine besondere und erstaunlich zahlreiche Kategorie der zu Taufpaten der Kinder von Urzędów berufenen Personen bildeten die in der Umgebung und auch weiter entfernt wohnenden Adligen sowie die in Urzędów stationierten Soldaten königlicher und privater Heeresteile. Überraschend sind die Informationen über jüdischen Mädchen gespendete Taufen. Noch bessere Möglichkeiten als im Falle der Taufen, das Bild des täglichen Lebens der Bewohner von Urzędów zu rekonstruieren, bieten die Schilderungen der mit der Eheschließung verbundenen Bräuche und Umstände. Die meisten Heiraten fanden im Januar und Februar sowie im Oktober statt. Nur ganz selten wurde das Sakrament der Ehe in der Frühjahrs- und Sommerszeit sowie im September gespendet. Die Organisierung und Verschiebung der Eheschließung vor allem in die Herbst- und Wintermonate kann durch die Häufung jahreszeitlicher Feldarbeiten im Frühjahr und Sommer erklärt werden, mit denen die größtenteils von der Landwirtschaft lebende Bevölkerung von Urzędów belastet war. Die erhaltenen Bücher begründen die Ansicht, dass die sozialen Barrieren, der Grad des materiellen Wohlstandes sowie die territoriale Herkunft für die Eheschließung von entscheidender Bedeutung waren. Die Bürger von Urzędów beiderlei Geschlechts wählten sich ihre Lebenspartner meistens unter ihren Mitbewohnern aus, wobei darauf geachtet wurde, dass dies jeweils Personen mit ähnlichem sozialem Status waren. Die reichsten Jungfrauen aus den ehrbarsten Familien von Urzędów schlossen aber auch oft die Ehe mit Bürgern anderer Städte, z.B. aus Lublin, um die gesellschaftlichen Aspirationen ihrer Eltern zu befriedigen. Im Durchschnitt schlossen pro Jahr etwa 12 Paare die Ehe, aber mit jedem Jahr wies dieser Durchschnittswert eine wachsende Tendenz auf, die fast bis zum Ende des 18. Jahrhunderts aufrechterhalten wurde. Große Bedeutung maßen die künftigen Eheleute auch dem sozialen Status ihrer Trauzeugen bei; sie waren bemüht, dafür Personen auszuwählen, welche wichtige Funktionen erfüllten. Es herrschte geradezu eine Art Mode oder Brauch, Vertreter der Behörden oder der städtischen Eliten als Trauzeugen zu bitten, und zwar unabhängig vom Wohlstand der Neuvermählten. In den Jahren 1797-1804 starben in Urzędów 443 Personen. Im Durchschnitt starben damals jährlich 69 Personen in der Pfarrei. Die größte Ernte hielt der Tod im Januar, April, März, Dezember und Februar, d.h. im Winter und im Vorfrühling. Die Kindersterblichkeit war vom heutigen Gesichtspunkt aus betrachtet unvorstellbar hoch, besonders was die jüngsten betraf: die Neugeborenen und die Säuglinge. Die verstorbenen Pfarreimitglieder wurden auf dem Friedhof gleich neben der Pfarrkirche beigesetzt und dann, schon von Anfang des 19. Jahrhunderts an, auf dem neuen Friedhof an der Straße nach Dzierzkowice. Verstorbene Heiminsassen wurden auf dem Spitalfriedhof an der Heilig-Geist- Kirche beigesetzt.
Im Lichte der Bulle Martins V. vom 22. Februar 1418, die die Ansichten von John Wyclif, Johannes Hus und Hieronymus von Prag verurteilte und die Bekämpfung ihrer Anhänger empfahl, war die kirchliche Gesetzgebung gegen die Häretiker auf eine effektive Abschreckung potentieller Enthusiasten der Irrlehre vorbereitet. Große Verdienste für diese Art von Gesetzgebung hatte das in den Jahren 1414-1418 staffindende Konstanzer Konzil. Die dort gefaßten Beschlüsse über die Häresie und die Häretiker, die dann den Erzbischöfen von Gnesen, Salzburg und Prag zur Durchsetzung übergeben wurden, hemmten die Ausbreitung der Wyclifiten und der Hussiten ganz beträchtlich. Wir können davon ausgehen, daß sich die polnische Gesellschaft des 15. Jahrhunderts durchaus über die strengen Strafen im klaren war, die auf Irrlehren im Glauben standen. Mit dem zu diesem Zweck geschaffenen und mit den Verordnungen der Synoden gegen die Irrlehrer ausgerüsteten foquisitionsapparat und dem ihn unterstützenden „weltlichen Arm" (bracchium seculare), der alle angezeigten Personen vor kirchliche Gerichte brachte und auch die Strafen gegen die Irrlehrer vollzog, konnte die Reinheit des Glauben.s wirksam verteidigt werden. Die Furcht vor der kirchlichen Inquisition und ihrer Prozedur war stark verbreitet, aber wir können davon ausgehen, daß die von den kirchlichen Predigern noch angestachelte Furcht vor der Irrlehre, insbesondere vor dem Hussitismus und den Hussiten, weitaus stärker war. Ein weiterer wichtiger Faktor, der die Ausbreitung der Häresie hemmte, war, daß es in Polen im 15. Jahrhundert an sozialen, wirtschaftlichen und religiösen Bedingungen mangelte, die eine weitere Entwicklung der Doktrinen von John Wyclif und Johannes Hus ermöglicht hätten.
Der Autor beschreibt die Entwicklung des Pfarrgemeindenetzes auf dem Gebiet des mittelalterlichen Dekanats Zator bis zum Ende des XVI. Jhs. In dieser Zeit entstanden auf dem genannten Gebiet 71 Kirchen und Kapellen. 60 von ihnen er-füllten in verschiedenen Zeitperioden die Rolle einer Pfarrkirche. Es existierten hier damals 56 Pfarreien. Ein Teil von ihnen hörte schon im Mittelalter auf, zu existieren; einige wechselten ihren Sitz. Die Mehrzahl der Kirchen (36 Pfarrkirchen und eine Filialkirche) entstanden bis 1325. Wegen mangelnder Quellen kann man in den meisten Fällen die genaue Zeit ihrer Gründung nicht angeben. Auf Grund einer speziellen Methode kann man möglicherweise die ältesten Kirchen nennen, die mit ihrer Herkunft vielleicht bis ins XI. und XII. Jh. zurückreichen. Diese Gruppe zählt etwa zehn Kirchen. In den nächsten Perioden, deren chronologische Grenzen die eine einigermaßen vollständige Pfarrstruktur des Dekanats in einem bestimmten Zeitabschnitt (1325-1358, 1480, 1598) wiedergebenden Durchschnittsquellen ausmarken, hört die Dynamik des Pfarrgemeindenetzes allmählich auf. Seit Ende des XVI. Jhs. entstehen auf diesem Gebiet keine neuen Kirchen mehr, bis an das Ende der Republik Polen. Das hängt sicherlich mit der Tatsache zusammen, daß Bedürfnisse der Ortsbewohner zufriedengestellt und Kolonisationsprozesse beendet worden sind. Die Entwicklung des Pfarrgemeindenetzes ist eng verbunden mit der Siedlungsentwicklung, mit politischer Situation und gesellschaftlichen Erscheinungen (Stiftungsaktionen der machthaberischen Familien und kirchlichen Institutionen). Auf dem Gebiet des Dekanats Zator hat die deutsche Kolonisation deutliche Spuren hinterlassen. Das steht im Zusammenhang mit der Existenz einer großen Anzahl von den eins oder zwei Dörfer umfassenden Kirchen und Pfarreien.
Die Geschichte des Kirchenarchivs in Cammin (Pommern) kann in drei Epochen eingeteilt werden: eine katholische (1124-1544), eine protestantische (1544-1945) und dann wieder eine katholische (1945-2000). Der gesamte Archivbestand der in Cammin bestehenden Zentral- und Parochialämter befand sich im Kapitulararchiv, das sich bis 1810 ständig vergrößerte. Nach der Auflösung des Kapitels im Jahre 1810 übernahm der preußische Staat auch die Archivalien. Im gleichen Jahr wurden die Akten des Kapitels durch die Intendentur in Cammin sichergestellt. 1817 wurden sie nach Stettin gebracht, aber nicht alle. Die Allgemeinen Verwaltungsakten wurden in das Archiv der Stettiner Herzöge als dessen dritter Teil aufgenommen. Aus den übrigen Akten, die über eine Reihe von Jahren noch aus Cammin herbeigeschafft wurden, wurde ein besonderes Ensemble unter der Bezeichnung „Domkapitel in Cammin" geschaffen. Darüber, was in Cammin blieb und was im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch in das Kapitulararchiv aufgenommen wurde, fertigte Georg Kupke 1933 ein Inventarverzeichnis an. Daraus erfahren wir, daß sich der Bestand des Kapitulararchivs beträchtlich verringert hatte. Den Gesamtbestand gliederte er in vier Gruppen: 1. die Superintendentur, 2. das Kapitulararchiv, 3. die St-Nikolai-Kirche in Cammin, 4. die Gemeinschaft der Altlutheraner. Es ist schwer zu sagen, inwieweit die Zeit des 2. Weltkrieges Einfluß auf den Bestand des Domarchivs hatte, weil dieser bis zum heutigen Tage weder geordnet noch bearbeitet wurde. Weiterhin wird er zum größten Teil im Domkapitelsaal, zum Teil aber auch im Pfarrhaus aufbewahrt. In den Jahren 1962-1963 erhielt das Camminer Archiv noch die Archivalien aus Greifenberg hinzu, die leider ebenfalls unbearbeitet sind.
Seit mehreren Jahren lässt sich in historischen Untersuchungen ein lebhaftes Interesse für die Grenzgebiete des früheren Polens beobachten. Infolgedessen erweitert sich durch die herausgegebenen Quellen auch die Materialbasis. Diese Basis den Historikern zugänglich zu machen, ist etwas sehr Wichtiges und Bedeutendes. Aus einem solchen Blickwinkel soll man auch den vorliegenden Artikel betrachten, der den Historikern eine sehr wichtige Quelle - die Visitation der in Wolhynien, in der heutigen Ukraine liegenden Pfarrei Luboml aus dem Jahre 1796 - zugänglich macht. Der Autor hat zuerst dem Leset kurz die Geschichte der 1412 gestifteten, von dem König Wladyslaw Jagiello ausgestatteten Pfarrei und den Zustand der Pfarrgebäude dargestellt und dann den Visitationstext zum Druck vorbereitet. Der Wert der genannten Arbeit liegt darin, dass sie - auf Quellenbasis gestützt - den Leser mit dem Zustand der Pfarrei bekannt macht. Das wird zu einem wesentlichen Beitrag zum Kennenlernen der in ihrer Geschichte besonders schwer geprüften Lucker Kirche, die viel zu der Geschichte der polnischen Kirche auf den Grenzgebieten des früheren Polen geleistet hat.
Neben den Büchern mit liturgischen Texten und notierten Gesängen, die für den Musikwissenschaftler interessant sind, gibt es die besonders im Mittelalter verbreiteten Antiphonäre in denen sich die Vielfalt der liturgischen und musikalischen Traditionen widerspiegelt. Unser Buch - Antiphonar ms. b. s. - dient der Vorbereitung der Liturgie in der Kathedrale in Plock; es befaßt sich ausführlich mit der Zelebration des Stundengebets und bringt Informationen über das Feiern von Andachten. Der Kodex befindet sich zur Zeit im Diözesanmuseum in Plock. Diese Handschrift zählt zusammen 73 Blätter im Format 560 mm x 380 mm. Der Kodex wurde in zwei zerstörte Bretter eingebunden. Aufgrund der Informationen, die innerhalb des Buches stehen, hat man festgestellt, dass der Kodex nochmals im Jahre 1509 eingebunden wurde. Diese Handschrift trägt die Spuren der Beschädigungen in Form von Löchern, Verschmutzungen usw. Der Kodex besitzt aktuell eine Miniatur. Am wahrscheinlichsten besaß er mehrere Miniaturen, weil einige Seiten die Spuren der mechanischen Beschädigungen tragen. Das könnte bedeuten, dass es schon früher Miniaturen gegeben hat. Dieser Kodex wurde durch die kaligraphische Textur geschrieben. Die Texte sind aus dem Heiligenkalender des Monats November entnommen. Der Kodex nennt 10 Heilige. Das bedeutet, dass im Plocker Dom folgende Offizien gesungen wurden: Am 11. November zu Ehren des hl. Martinus, am 13. November zu Ehren des HI. Briccius, am 19. November zu Ehren der HI. Elisabeth, am 22. November zu Ehren der HI. Cecilie, am 23. November zu Ehren des HI. Clementis, am 24. November zu Ehren des HI. Chrisogoni, am 25. November zu Ehren der HI. Katharine und am 29. November zu Ehren der HI. Saturnini, Maurii und Darie. Dieser Kodex war sehr wahrscheinlich einer von vielen Büchern, die während der Liturgie im Dom benutzt wurden. Die Plocker Büchersammlung kennt heute kein ähnliches Exemplar über die Offizien anderer Monate. Dieses Buch zeigt, dass das feierliche Stundengebet im Dom zu Plock das ganze Jahr über gesungen wurde.
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