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Nach drei Ausgrabungssaisons wurden im Jahre 1982 die archäologischen Untersuchungen an der frühmittelalterlichen Fundstelle Nr. 2 in Dziekanowice beendet. Sie wurden von Dr. habil. M. Henneberg vom Institut für Anthropologie der Adam-Mickiewicz-Universität, unter Mitwirkung des Museums der Ersten Plasten auf der Insel Lednica geleitet. Die Fundstelle befindet sich auf dem Gebiet des Groβpolnischen Ethnographischen Parkgeländes rund um eine Holzkapelle aus dem 18. Jh., die aus der Gegend von Toruń verlegt wurde. Auf dem 947 m2 großen Gebiet wurden 45 frühmittelalterliche Körpergräber wie auch 9 Brandgräber der Wejherowo-Krotoszyn-Kultur aufgedeckt. Das geschlossene Areal des Gräberfeldes umfaβte 484 m2, wo sich 41 Bestattungen befanden. Etwa in der Mitte dieses Areals verläuft vom Nordwesten nach Nordosten ein etwa 5 m breiter Streifen ohne Gräber. Die östlich von dem freien Streifen gelegenen Gräber waren mehr regelmäßig angeordnet. Von 45 Körpergräbern wurden 17 als Frauen-, 17 als Männer- und 4 als Kindergräber erkannt. In zwei Gräbern wurden Individuen von unbestimmtem Geschlecht und im Alter von 1 5 -1 8 Jahren bestattet, zwei weitere enthielten Skelette erwachsener Individuen und im Falle der drei letzten war weder das Alter noch das Geschlecht zu erkennen. Die Skelette lagen ausgestreckt, mit Armen längs des Körpers. Nur drei von ihnen hatten die Arme in Ellen gebogen und die Hände auf dem Becken. Die Achsen der Bestattungen verliefen vom Osten nach Westen. Die meisten Bestattungen waren mit Kopf nach Westen orientiert, darunter 14 Frauen, 5 Männer, 3 Kinder und 4 unbestimmte Bestattungen. Unter 13 Bestattungen, die in östlicher Richtung orientiert waren, gehörten 7 den Männern, 3 den Frauen, 1 dem Kinde und 2 den unbestimmten Individuen. Drei Bestattungen weisen keine Orientierung auf. Auf dem besprochenen Gräberfeld traten in 25 Gräbern 39 Ausstattungsgegenstände auf. Meistens waren es einschneidige Messer. Ais Ausstattung traten auch Schläfenringe, Feuerstähle, ein Tongefäß, eine Münze und andere Gegenstände auf. In den Gräbern wurden meistens ein oder zwei und ausnahmsweise drei Gegenstände gefunden. Der Beiwert der Grabausstattung für das Gräberfeld betragt 0,87. Das Grabinventar lieβ die Bestimmung der Ausstattungskategorien der Gräber zu. Die I. Kategorie, die armen Gräber, bilden die Gräber ohne Ausstattung. Die II. Kategorie, die mittelmäßig ausgestatteten Gräber, bilden diejenigen Gräber, die hauptsächlich mit Eisenmessern ausgestattet waren. Die III. Kategorie, die reich ausgestatteten Gräber, enthielten Feuerstähle, Äxte, Silber- oder Bronzeschmuck. Auf besprochenem Gräberfeld fehlt es ganz und gar an Gräbern, die zu der Kategorie der außerordentlich reich ausgestatteten Gräber zu zählen wären. Die Frauengräber zeichnen sich durch das Auftreten der Silbergegenstände wie auch das reichere Sortiment der Ausstattung aus. Das Gräberfeld in Dziekanowice gehört zu den frühmittelalterlichen, nicht bei der Kirche gelegenen Reihengräberfeldern. Die geringe Zahl der die Datierung ermöglichenden Elemente und der allgemeine Charakter des Gräberfeldes lassen es in die 2. Hälfte des 11. Jh. datieren. In der Zeitspanne von etwa 50 Jahren wurden hier die Verstorbenen aus der nahen, ca. 30 Einwohner zählenden, Siedlung bestattet (vgl. Abb. 1).