PL
Die Nowy Tomyśl Ebene, ein Gebiet mit überwiegenden Boden auf Geschiebelehm und Sanden, meistens in kleine, mit Streifen der sandigen Dünnengerölle getrennten Vertiefungen geteilt, geschnitten mit zahlreichen Graben und Bächleinen, welcher der Meliorationsarbeiten bedarf, wurde seit Anfang des 18. Jh. zum Gebiet der intensiven Ansiedlungsbewegung. Am stärksten entwickelte sich bei diesem Prozeß die landwirtschaftliche Ansiedlung auf holländischem Recht, die gewöhnlich olländische oder holländische Ansiedlung genannt wird. An ihr nahmen hauptsächlich Ansiedler der deutschen, später auch der polnischen und in kleinem Maß der tschechischen Nationalität teil. Die ankommenden Ansiedler wurden in verlassenen Dörfern, auf Sumpf- und den zum Ausroden bestimmten Gebieten angesiedelt. In der Regel haben die Ansiedler den für den Anbau bestimmten Boden selbst vorbereitet und vermeßt. Bei der Wirtschaftsführung in den von sich selbst gegründeten Landwirtschaften (Huben) haben sie u.a. die Vieh-, und Bienenzucht, neue Pflanzenarten z.B. Hopfen verbreitet und, was am wichtigsten scheint, den Umlauf des Gelds belebt, mit dem sie dem Grundbesitzer die Jahresmiete für die Erdpacht bezahlt haben. Die Ansiedler waren freie Leute, deshalb hatten sie in dem Lokationsprivileg das Recht auf eigene Selbstverwaltung, den Schultheiß und Schöffen Vorbehalten. Diese Situation wie auch die Ansiedlung selbst beendete im Jahre 1823, als der Eroberungsstaat — Preußen — einheitliche Gemeindeselbstverwaltung eingeführt und die Dorfverhältnisse in Grospolen geregelt hat. In diesem Artikel stellt sich der Verfasser Fragen — inwieweit das auf diesem Gebiet angetroffene Traditionsbauwesen eine Kontinuation des ursprünglichen Bauwesens aus der Zeit der Dorflokation auf dem holländischen Recht ist (oder war) und wie es sich von dem polnischen Bauwesen unterscheidet ? In Beantwortung dieser Fragen stellt der Verfasser folgendes fest: Der angetroffene Wohnungsbau in postholländischen Dorfern ist eine Kontinuation des ursprünglichen Bauwesens aus der Zeit ihrer Lokation. Die holländischen Siedlungen unterlagen, wegen des Besiedlungscharakters, dem Freigebungsumbau nicht; es hatte sich auch das Material und die Bauart nicht geändert. Es gibt keine Unterschiede in der Wandkonstruktion und in dem Material der Objekte aus Ende des 18. Jh. und den später, im. 19. Jh., entstandenen Objekten. Die Dörfer aus dem Gebiet der Ebene kennzeichnen sich in der Kulturlandschaft durch ihren Wirtschaftscharakter (Hopfen- und Korbweidenplantage, Allgemeinheit der Block- oder Block-Pfostenkonstruktionen. Sie bilden einen dichten Umfang des Zweitraktwohnungsbaues mit erhaltenen Spuren des Anderthalbtrakt-Wohnungs-Wirtschaftsbaues. Die Unterschiede im Bereich des Bauwesens zwischen den Siedlungen der holländischen und polnischen Ansiedlung auf dem Gebiet der Ebene sind nur in zweitrangigen Konstruktionsdetails: Sparren-Pfettenkonstruktion und Dachüberhänge, große Dachgeschoßkubatur, Streichen der Außenholzwände, Bau von Hohlschränken und -herdsteilen, Verlegen des Ziegel- oder Kachelfußbodens im Flur, Allgemeinheit der Fensterladen ersichtlich. Diese Tatsache war, im großen Maß, Erfolg des Prozesses der Kulturfusion, die in der Zeit vom 18. bis zum 19. Jh. stattfinden mußte, was die sozial-wirtschaftlichen Bedingungen, Besiedlungspolitik d er polnischen Feudalherren und später des Eroberungsstaates sowie spezifische (isolierende) Umwelt begünstigten.