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Von den polnischen Historikern wird immer wieder der Vorschlag erhoben, in der Forschung der deutsch-polnischen Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert nach neuen Quellen zu suchen. Die um die Jahrhundertwende entstandene deutschsprachige Unterhaltungsliteratur, die das preußische Teilungsgebiet als Schauplatz des Romangeschehens wählte, scheint eine bisher nicht allzu oft beachtete Quelle zu sein. Für den Zeitraum 1890–1939 wurden mehr als 80 Romane identifiziert, die unter dem Kriterium: Posen-Preußen-Polen-Deutsche ausgewählt werden konnten. Wenn man die Zahl und die Qualität der in der Literatur über die Provinz Posen auftauchenden Probleme des deutsch-polnischen Nebeneinanderlebens im preußischen Teilungsgebiet berücksichtigt, so kommt man zu der Möglichkeit, ihre Rangfolge zu bestimmen. Das größte Hindernis und den häufigsten Konfliktauslöser zwischen den Deutschen und Polen in der Provinz bildete, den literarischen Quellen nach, die Konfession, an der zweiten Stelle ist die vermeintliche geschichtliche Zugehörigkeit der Gebiete um Posen zu den Deutschen zu nennen, dann die schlechte – also: polnische Wirtschaft der polnischen Provinzbewohner und zuletzt die kulturellen und mentalen Unterschiede zwischen beiden Nationen. Die nach 1918 herausgegebenen literarischen Darstellungen der ehemaligen Preußischen Provinz bringen eine deutliche Verschärfung aller früheren stereotypen Vorstellungen von den deutsch-polnischen Beziehungen im Posenschen.