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Im Schulwesen von Opole kann man in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts prinzipiell zwei Schultypen unterscheiden. Den ersten bildeten die Elementarschulen, die mit recht grossen Pausen tätig waren. Am systematischsten arbeiteten sie nach dem Novemberaufstand von 1830/1831, und zwar durch das Wirken des Opoler Lehrers Franciszek Sikorski. Ähnlich verhielt sich die Situation im Falle der 1835 entstandenen Handwerks-Sonntagsschule, die in ihrer Tätigkeit an die Handwerksschulen der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts anknüpfte. Die Arbeit in der Handwerks-Sonntagsschule wurde ebenfalls von Franciszek Sikorski geleitet. Die in dieser Schule unterrichtenden Lehrer bekamen keinerlei Lohn, führten aber trotzdem den Unterricht regelmässig durch. Den zweiten Schultyp bildeten in Opole die Mittelschulen: die Fakultätsschule (1799-1801), das österreichische Gymnasium (1801-1833), die Distriktsschule und seit 1842 die Kreisschule (1833-1848). Jede der hier genannten Schulen entstand aus der zuvor genannten und übernahm von dieser sowohl das Gebäude als auch die Ausstattung. Die Lokalbedingungen der Opoler Mittelschulen waren gut. Die Schüler hatten im Verlauf des Schulunterrichts die Möglichkeit, wissenschaftliche Hilfsmittel zu benutzen, die seit etwa 1814 in der Fakultätsschule zusammengetragen wurden. Diese Hilfsmittel übernahm dann die Disktrikts- und die Kreisschule. Eine andere Hilfe für die Schüler und Lehrer bildete die Bibliothek, die etwa 1814 eröffnet wurde. Die Lehrkräfte der Distrikts- und der Kreisschule rekrutierten sich hauptsächlich aus den Gebieten des Königreichs Polen. Meist waren dies Lehrer von adliger Herkunft, die sich auch durch die höchste territoriale Beweglichkeit auszeichneten. Unter den Lehrern von ausserhalb des Königreichs stammten die meisten aus dem Russischen Reich. Das waren hauptsächlich gebürtige Russen, die überwiegend für den Unterricht der russischen Sprache angestellt wurden. Die entschiedene Mehrheit der Lehrer war katholischer Konfession. Das Bildungsniveau der Distrikts- und Kreisschullehrer war hoch. Etwa 95% der Lehrer legitimierten sich durch eine an derartigen Schulen geforderte Ausbildung, ja sogar durch eine höhere als gefordert war. Die höchsten Qualifikationen hatten die Lehrer mit bürgerlicher Herkunft, die überwiegend höhere Schulen absolviert hatten. Die Schüler der Opoler Schule stammten hauptsächlich aus den westlichen Kreisen des Lubliner Gouvernements. Meistens handelte es sich dabei um Jugendliche bürgerlicher Herkunft, obwohl die Juhendlichen mit adliger Herkunft grössere Möglichkeiten hatten, am Unterricht teilzunehmen. Es sei daran erinnert, dass für die Schüler aus bürgerlichen Familien der Abschluss der Opoler Schule eine Art sozialen Emporkommens bedeutete. Die Schulbehörden waren bemüht, grossen Nachdruck auf die Erziehung der Jugend im Geiste der Loyalität für den Monarchen zu legen. Die Jugendlichen wurden in der Schule und ausser ihr einer allseitigen Kontrolle unterworfen. Es ging darum, die Schüler von allen ausserschulischen Einflüssen fernzuhalten. Man war bemüht, die Aufmerksamkeit der Jugendlichen von aller Interessiertheit an der Vergangenheit der polnischen Nation und ihren Kämpfen um die Freiheit abzuwenden. Viel Aufmerksamkeit wurde den religiösen Praktiken gewidmet, die den Gehorsam gegenüber den Machthabern lehren sollten. In den Schulstunden in Geschichte und Geographie wurde die Grösse der russischen Monarchie betont. Ein Übertreten der Schulvorschriften zog unliebsame Konsequenzen einschliesslich des Ausschlusses von der Schule nach sich. Die in der Arbeit vorgelegten Schlussfolgerungen beziehen sich hauptsächlich auf die Distrikts- und Kreisschule in Opole. Eine Erarbeitung analoger Materialien für andere Distrikts- und Kreisschulen in den übrigen Gouvernementen würde es erlauben, allgemeinere Schlussfolgerungen zum Thema des Mittelschulwesens im Königreich Polen zu ziehen.