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Die im Jahre 1998 während der Ausgrabungen auf dem frühmittelalterlichen Gräberfeld gefundene Bronzeschüssel gehört zur Gruppe von über 220 Funden, die aus den Gebieten des frühmittelalterlichen Europas bekannt sind. Sie trat im Grab (Nr. 17/98) eines Mannes, der im Alter Adultus, im ca. 25 - 30. Lebensjahr gestorben ist (A. Wrzesińska in diesem Band) auf. Die in der Achse Osten-Westen gelegene Grabgrube hatte die Form eines 220 cm langen und 70 - 80 cm breiten Rechteckes (Abb. 1). Der Tote wurde auf dem Rücken, in ausgestreckter Position bestattet, die Arme waren dem Körper entlang gelegt und der Schädel nach Osten gerichtet. Unter dem Skelett — über der Schulter, dem Becken und linken Bein befanden sich kleine Steine (3 - 5 cm Durchmesser). Bei dem rechten Unterschenkel des Mannes befand sich eine Schüssel aus Bronze, die auf einigen kleinen Steinen mit 2 - 3 cm Durchmesser gestellt wurde. Der Schüsselrand drückte direkt an das rechte Schienbein. Die aus einem Blechstück geschmiedete Schussel hat einen leicht hohlgewölbten Boden, Außendurchmesser 24 cm und Tiefe 5 cm (Abb. 1). An die innere Oberfläche sind drei asymmetrisch angeordneten, dreieckigen „Flicken” genietet, die die Schüssel verstärken. Auf der inneren Oberfläche der Schüssel und der „Flicken” befindet sich ein schwach erkennbares geometrisches Ornament, das durch starkes Einstechen mittels Meißel ausgeführt wurde. Das Ornament bilden flache Einstiche, die in parallelen Doppellinien angeordnet wurden. Auf der Schüsseloberfläche ist das Ornament in drei regelmäßigen Friesen mit verschiedenen Motiven angeordnet (Abb. 2 und 3). In zwei höchst liegenden Streifen ist dieses Ornament ähnlich. Dort sind abwechselnd angeordnete, schräge Kreuze und ein in den Kreis eingeschriebenes Kreuz ersichtlich. Im niedrigsten Fries, beim Boden sind dagegen Zeichen erkennbar, die einem „Dreizack” oder dem griechischen Buchstaben ψ ähnlich sind. Auf der Oberfläche einer der „Flicken” ist ein deutlich ersichtliches Motiv der abwechselnden Linien erhalten (Abb. 2 und 4). Zusätzliche, schräge Zickzacklinien sind am nach außen geschwenkten Rand zu sehen. Die besprochene Schüssel lag verhältnismäßig flach (ca. 40 cm unter der gegenwärtigen Gebrauchsoberfläche), wodurch sie im Grab etwas geneigt stand. Eine so flache Lage bewirkte leichte Deformation der Schussel. Infolge der starken Oxydierung ist das Ornament auf der gesamten Schüsseloberfläche und auf zwei sonstigen „Flicken” nicht deutlich ersichtlich. Auf Grund ihrer Form und durch die geometrisierte Verzierung kann die betreffende Schüssel zum Typ V nach Klassifizierung von T. Poklewski, mit der als 11.-12. Jh. bestimmten Chronologie gezählt werden (T. Poklewski 1961). Direkt am Schüsselrand lagen kleine, schwach erhaltene Fragmente des Kiefer-, Birken- und Tannenholzes sowie sehr kleine Gewebefetzen. Unter der Schüssel wurde ein Fragment des Eichenbrettes 9,3x5 cm gefunden, an das die Gewebefragmente mit Gesamtabmessungen 16,4x10 cm drückten. Dieses Gewebe war aus Schafwolle ausgeführt und befand sich zwischen dem Schüsselboden und dem darunter liegenden Brett. In den Fetzen aus dem oberen Schüsselrand wurden zwei verschiedene Gewebearten festgestellt. Die Struktur eines von ihnen, aus Wolle, knüpfte an das unter dem Boden gefundene Gewebe an und das zweite, auch aus Wolle, enthielt die Zumischung des Bastes (siehe A. Sikorski in diesem Band und M. Michniewicz in diesem Band). Das Gebiet, auf dem solche Schüssel auftreten, umfaßt das Kontinentaleuropa und eine deutliche Anhäufung der gefundenen Schüssel ist der südlichen Küste des Baltischen Meers und der Nordsee entlang zu sehen (Abb. 5). Die Linie der Oder bestimmt die Grenze des Auftretens von Grabfunden — westlich von dieser Linien wurden bisher keine Schüssel in den Gräbern gefunden. Aus dem Gebiet des plastischen Polens sind bisher 32 Fundstellen bekannt, wovon 17 die Gräberfelder sind. Der Gebrauch der Schüssel fällt auf den Zeitraum vom 11.-13. Jh., auf die Zeit der Reformen, des Bekeh- rens und der Erneuerung in der damaligen Kirche. Auf einem großen Teil der Schüssel befindet sich ein Ornament und unter seinen einigen Kategorien sind die Figuralthematik mit reichem Erzählerinhalt sowie die Inskriptionen sehr oft vertreten. Die Fülle von diesen Ornamenten sowie die geometrisierten, symbolischen Zeichnungen richten unsere Interpretation auf die Erziehungsfunktionen. Der moralisierende Charakter dieser Ornamente laßt die Schüssel mit den näher unbestimmten Tätigkeiten im Rahmen der Bräuche der christlichen Religion zu verbinden. Vielleicht dienten die Schüssel den Geistlichen während des Lehrens der Religionsgrundsätze und halfen bei der Ausübung der Missionsfunktionen, beim Bekehren auf diesem Gebiet, auf welches die christliche Religion übergriff. Die Gebiete, auf den wir in den Grabkomplexen Schüssel finden, sind Missionsgebiete, Gebiete des Kampfes und der Penetration der Kirche. Vielleicht befand sich unter anderen die in Dziekanowice gefundene Schüssel im Grab eines Geistlichen, der den geistlichen Dienst bei der lokalen Gesellschaft ausübte.