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Die in 2002 in Radzim begonnenen Ausgrabungen haben die Suggestion aus der älteren Literatur, dass sich der Bau der Burg in Radzim mit dem I. piastischen Staat verbindet, wenn das Hauptnetz von Burgen von verschiedenem Rang und mit verschiedener Funktion entstand, nicht bestätigt. Manche Funde aus der Insel selbst und aus deren Umgebung, vor allem aus dem Wasser, weisen trotzdem darauf hin, dass dieser Ort in dieser Zeit von nicht geringfügiger Bedeutung, jedoch mit einem anderen Charakter war. Wir können vermuten, dass es u.a. mit der Schifffahrtbedienung auf der Warthe, mit den Übergangen über diesen Fluss auf der sich in dieser Zeit gestalteten Landstraße sowie mit dem dort gelegenen alten, heidnischen Kultzentrum verbunden war. Bei den Untersuchungen wurde festgelegt, dass auf der Insel eine Burg in neuer, aus dem Westen entlehnter Form vom Typ Motte errichtet wurde - das war also eine Burg in Form eines mit dem Wall umgebenden Hügels. Im Gegensatz zu den westeuropäischen Schutzanlagen dieses Typs - die in der Regel befestigte Sitze - Landgutzentren waren - waren die frühesten Burgen dieses Typs in Polen, die aus den Anfängen des 13. Jh. stammten, jedoch eher die Sitze der meistens neuen Kastellaneien waren. Ihr Bau, der schneller als bei den traditionellen Burgen realisiert werden konnte sowie geringerer Kräfte und Mittel bedarf, verband sich oft mit augenblicklichen Bedürfnissen, die sich aus der aktuellen politischen Situation ergaben. Und ähnlich war es wahrscheinlich bei Radzim der Fall. Man kann vermuten, dass der direkte Grund des Baus einer Burg in Radzim die Kämpfe zwischen den großpolnischen und schlesischen Fürsten am Anfang und in der ersten Hälfte des 13. Jh. waren. Dariusz Paprocki hat auf den Konflikt zwischen Henryk Brodaty und Władysław Odonic aufmerksam gemacht, der in Folge einer Mediation der kirchlichen Hierarchie mit der Bestimmung ab 1234 des Flusses Wahrte als eine Grenze zwischen den Besitztümern beider Rivalen beendet wurde. Infolgedessen befand sich die am linken Flussufer gelegene Siedlung Radzim auf der schlesischen Seite. Man kann also der Meinung sein, dass es die Entscheidung über die schnelle Errichtung einer Burg a u f der Insel Radzim, beim wichtigen Übergang in der Landesstraße, die gerade zum Herz Großpolens - nach Gnesen - führte, erzwungen hatte. Eine Folge dieser Entscheidung war auch die Stabilisierung der Besiedlung rundum von Radzim, obwohl es, unter anderen wegen der topographischen Verhältnisse, zu keiner wesentlichen Erweiterung der Besiedlung gekommen ist. Die Bedeutung dieses Ortes für die nähere und weitere Infrastruktur Großpolens wurde mit dem Bau einer Kirche im Dorf Radzim und der Organisation einer Pfarrei (1236) gewissermaßen besiegelt.