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2009 | 24 | 105-107

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Proces koncentrace bankovního kapitálu v Předlitavsku, zvláště v českých zemích do r. 1914

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Der Konzentrationsprozess des Bankkapitals im Zisleithanien, insbesonderein den böhmischen Ländern bis 1914

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Über das Thema besteht bisher in der tschechischen Fachliteratur keine Spezialuntersuchung. Im ersten Teil sind die theoretischen Ausgangspunkte der Studie beschrieben, besonders die Ausführungen von J. Riesser über die Bankenkonzentration auf dem direkten und indirekten Wege. Neben den von. H. Rittershausen genannten Formen und Besonderheiten dieses Prozesses kamen in der österreichisch-ungarischen Monarchie einige verstärkende Erscheinungen zur Geltung: das Kommissionsgeschäft der Banken, ihre Verflechtung mit der Industrie, ihre getrennte Entwicklung auf der nationalen Basis und auf die hohe Stufe gebrachte Lokalkonzentration in Wien, Prag sowie in Budapest. In chronologischer und inhaltlicher Hinsicht verlief die Bankenkonzentration in Zisleithanien in zwei gesonderten Abschnitten: (1) von der Krise 1873 bis Anfang der 90er Jahre, hauptsächlich in Form der Liquidierung kleiner, schwacher bzw. zu Spekulationszwecken ge-gründeten Banken, (2) von den 90er Jahre bis 1914, hauptsächlich im Wege der Erhöhung des Eigenkapitals sowie der Bildung der Tochterbanken und Filialen einerseits und der Interessengemeinschaften, Kartelle und Konsortien anderenteils. Während der Krise und Depression 1873/79 wurden insgesamt 92 österreichischen Banken liquidiert und ihr Aktienkapital wurde beinahe um ¾ herabgesetzt. Der Verfall traf besonders scharf die Wiener Banken: in sechs Jahren wurden dort von 68 Banken 55 liquidiert. In der Provinz machte der Verlust 38 Institute, davon selbst in Böhmen 21 Banken. In Prag entstanden dadurch drei Bankengruppen: I. die 10 liquidierten Banken (5 deutschböhmische, 3 tschechische, 2 utraquistische), II. die 4 durch die Fusion eingegangene Banken (2 deutschböhmische, 2 utraquistische), III. die 5 überlebende Banken (2 deutschböhmische, 2 utraquistische, 1 tschechische (Živnosten¬ská banka). Auf diese Weise angetriebene Konzentration kam im ehöhten Durschnittskapital der gebliebenen Banken zutage, was war besonders sichtbar bei Živnostenská banka, die in Prag zur zweitgrössten Bank emporstieg. Weit schlimmer wurden von der Krise die kleinen ländlichen Banken betroffen (in Zahl von 24 auf nur 8 reduziert, davon wurden nur 2 tschechische verschont). Der Verlauf der Konzentration in dieser Phase ist in den Tab. 1-2 rekapituliert. Wenn wir die österreichischen Banken nach der Höhe des Eigenkapitals in vier Kategorien unterteilen werden (I. bis 1 Mill. K., II. von 1-9 Mill. K, III. von 9-40 Mill. K, IV. über 40 Mill. K) und ihre Entwicklung unter diesem Aspekt in zwei Stichjahren (1900, 1913) untersuchen werden, kommen wir zu einigen bemerkenswerten Zusammenstellungen, die die Bankenkonzentration in ihrer zweiten, weit fortgeschrittener Phase gut belegen (Tab. 3-4). Während die kleinsten und kleinen Institute (I. und II. Kategorie) zahlenmässig noch gewachsen, aber kapitalmässig zusammengeschrumpft waren und dasselbe betraf auch die mittelgrossen Banken (III. Kategorie), traten in den Vordergrund immer mehr die Grossbanken (IV. Kategorie) hervor. Und was überraschend war, der Grossbetrieb drang auch in das Provinzbankwesen ein und beherrschte das Bankzentrum Prag. Der Konzentrationsprozess in den böhmischen Ländern hatte gegenüber den anderen Provinzländern eini-ge charakteristischen Züge: (1) die Reduktion der I.-II. Bankenkategorie ging dort etwas schneller und auf breiter Front voran, (2) in der III. Kategorie wurde in den böhmischen Ländern und in Prag die relativ höchste Stufe der Konzentration erreicht, (3) zwischen 1909-1913 verwandelten sich Živnos¬tenská banka und Böhmische Unionbank in Prag in die ersten Provinz-Grossbanken in Zisleithanien. Živnostenská banka avancierte mit 80 Mill. K-Aktienkapital zur grössten österreichischen Grossbank ausserhalb Wien und dadurch auch zur führenden Bank am Prager Bankplatz. In der ausgeprägten Lokalkonzentration des Bankwesens im alten Österreich spiegelte sich der „zentralistische Aufbau“ der dortigen Bankorganisation wider, die ihrerseits wieder der historischen Länderstruktur und der ökonomischen und städtischen Unterentwicklung der einzelnen Kronländer entsprach. Infolge dieser Lage stieg Wien zum führenden Bankzentrum früher als Prag empor, trotz der überwichtigen Stellung der böhmischen Länder in der Industrialisierung der Monarchie. Erst am Anfang des 20. Jahrhunderts kam es zur Beförderung Prags zum zweiten, ökonomisch und national-tschechisch eigenständigen Bankzentrum Zisleithaniens (Tab. 5). Das wirkte sich in der markanten Herabsetzung des Kapitalübergewichts Wiens gegenüber Prag aus: ausgedrückt in der Höhe des jeweils in beiden Bankplätzen arbeitenden gesamten Bankkapitals (des Eigen- und Fremdkapitals zusammen) verringerte sich die Kapitalkraft Wiens gegenüber Prag im Verhältnis von 9 : 1 (1890) auf 3,2 : 1 (1913). Die detailierte Einsicht in die Ergebnisse der Lokal- und Kapitalkonzentration der Banken in Wien und Prag bieten die Tab. 6-7. Als charakteristische Züge dieses Prozesses in Prag sind zu nennen: (1) die Lokalkonzentration erlangte hier eine höhere Stufe als in Wien, (2) es kam hier zum grundsätzlichen Wechsel der führenden Position in nationaler Hinsicht: im Jahre 1913 war das tschechische Bankkapital (194 mill. K) bereits um 83 mill. K stärker als das hiesige deutschböhmische Bankkapital (111 mill. K), (3) andererseits erreichte das tschechiche Bankwesen in Prag im Jahre 1913 etwas niedrigere Stufe der Konzentration als die deutschböhmischen Banken, es dominierten in ihm noch die Banken der II. und III. Kategorie. Der letzte Teil der Studie befasst sich ausführlich mit der Konzentration der Banken auf indirektem Wege, zuerst mit dem Aufbau des Filial- und Expositurnetzes. Volkswirtschaftlich betrachtet, war es ein wirksames Instrument zur Herausbildung eines gesamtstaatlich fungierten Kapitalmarktes. Zur wesentlichen Wende kam es erst nach 1890, überwiegend in den letzten Vorkriegsjahren (Tab. 9). Das dichteste Netz der Banknebenstellen entstand dabei in den böhmischen Ländern, mit Übergewicht in Böhmen. Im folgenden wird detailiert der Stand des Filialnetzes der Wiener Banken (Tab. 10), der deutschböhmischen und utraquistischen Banken (Tab. 11) und der tschechischen Banken (Tab. 12) im Jahre 1913 behandelt. Die Aufteilung des Kapitalmarktes in den böhmischen Ländern unter diese Bankengruppen zeigt dann die Tab. 13. Das tschechische Bankwesen schaffte in relativ kurzer Zeit die zweitgrösste Bankorganisation in Zisleithanien auszubauen, war aber in seiner Expansion durch die Mehrzahl der Nebenstellen der Wiener und der deutschböhmischen Banken stark limitiert. Diese gelangten zur do-minanten Stellung besonders in Mähren und Schlesien.und beherrschten auch alle grössere Städte in Böhmen, mit Ausnahme von Prag. Zum charakteristischen Zug im Aufbau des Filialnetzes wurde die Rayonierung des böhmischen Kapitalmarktes auf Grund der nationalen Zugehörigkeit der Klientel. Das veranlasste einige tschechische Banken an der Spitze mit Živnostenská banka ihr Nebenstellennetz auch ausserhalb der böhmischen Ländern auszubreiten (Tab. 14). Die zweite Art der Bankenkonzentration auf indirektem Wege spielte sich mehr unter der Oberfläche ab, indem ausgewählte private Bankhäuser und Lokalbanken mittels der Beteiligung an ihrem Aktienkapital in die Konzerne der Grossbanken affiliert waren. Dieses „Beteiligungssystem“ wurde in Zisleithanien von 10 Wiener Banken und 3 tschechischen Banken in Prag gepflegt (Tab. 15). Dabei unterscheiden wir zwischen einer selbständigen, entscheidenden Verbindung mit einer Grossbank und einer unentscheidenden Verbindung unter gemeinsamer Teilnahme mehrerer Grossbanken. So wirkten im Jahre 1912 in Zisleithanien im ganzen 18 Tochterbanken, davon gehörten die meisten zu den Kleinbanken, aber in Prag und Brünn kann man zu ihnen auch drei führende deutschböhmische Institute beischliessen: in der Böh-mischen Unionbank/Prag war gewisser Einfluss des Wiener Bankvereins und der Österreichischen Boden-Credit-Anstalt zu spüren und Böhmische Eskompte-Bank/Prag und Mährische Eskompte-Bank/Brünn gehörten schon seit Jahren in den Konzern der Niederösterreichischen Eskomptebank in Wien. Andererseits figurierte in mehreren Wiener Grossbanken zum kleinen Teil das englische und französische Kapital und zum grossen Teil das reichsdeutsche Kapital. Demgegenüber blieb das tschechische Bankkapital bis 1918 ganz unabhängig.

Keywords

Discipline

Year

Volume

24

Pages

105-107

Physical description

Contributors

  • Historický ústav AV ČR, Prosecká 809/76, 190 00 Praha 9, Czech Republic

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